Zieleinlauf Tag 5: Der Ungewöhnlichste
„Die ersten vier Tage müssen wir schaffen, dann können wir uns am fünften ausrasten. Und die letzten drei gehen auch irgendwie“
So war unsere gedankliche Aufteilung der Woche in einzelne Abschnitte. Bis zum fünften Tag stimmte das auch so ungefähr. Dass man „die letzten drei“ jedoch nicht unterschätzen sollte, lernten wir in den kommenden Tagen noch 🙂
Ungewöhnlich war dieser Zieleinlauf aus ein paar Gründen:
Es war die kürzeste Etappe.
Wir durften es alleine erreichen – die Teamwertung zählte heute nicht.
Wir waren früher als die Elite im Ziel.
Und es war der einzige Tag, an dem wir auf Fredl und Richard im Ziel warteten und nicht umgekehrt 😉
Ein kurzer Bergsprint mit 7,8 km und 834 hm stand auf dem Programm. Nachdem so manche Wehwehchen nicht gerade besser wurden, war das heute genau das Richtige. Das Ziel kannten wir schon von der gestrigen Pastaparty. Ein wolkenloser Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen warteten beim Start in Samnaun auf rund 1800 m Seehöhe auf uns.
Heute gab es keinen Massenstart. Der Langsamste von gestern startete als Erster, danach – etwa 20 Sekunden später – der Zweitlangsamste usw. Das bedeutet, dass die Schnelleren hinten waren. Und das wiederum bedeutete, dass man ständig überholt wurde und auch selbst überholte.
Die Team-Regel war heute aufgelöst. Die Gelegenheit, nur auf sich selbst zu achten, das eigene Tempo zu laufen, sich an niemanden anpassen zu müssen. Man konnte sich vollkommen auf sich selbst konzentrieren. Viele nutzten das. Als Einzelkämpfer marschierten sie den Berg hinauf. Vielleicht waren sie ganz froh, sich einmal um niemand anderen kümmern zu müssen. Das ist ja tatsächlich eine gewisse Herausforderung.
Für Petra und mich kam das nicht in Frage. Unausgesprochen war uns klar, dass wir auch diese Hürde gemeinsam meistern würden. Wurde eine von uns überholt, sodass eine Person zwischen uns war, dauerte es keine zwei Minuten und wir reihten uns wieder so ein, dass wir hinter- oder nebeneinander liefen 😉
So erreichten wir auch das heutige Ziel gemeinsam. Kurz und – nicht ganz – schmerzlos war das Rennen. Eine steiler, wunderschöner Steig hinauf bis zur Bergstation. Das Panorama war ein Traum. Viele Zuschauer jubelten uns zu und vor allem beim Zieleinlauf herrschte ein richtiges Gedränge und eine super Stimmung.
Zum zweiten Mal gab es ein tolles Buffet im Restaurant der Bergstation und diesmal genossen wir Lasagne & Salat, Apfelstrudel &Vanillesoße und Co. auf der Terrasse bei strahlendem Sonnenschein.
Den restlichen Tag nutzten wir im Hotel zum Entspannen. Whirlpool, Schwimmen, Physiotherapie, Schlafen – dieser Nachmittag fühlte sich wirklich wie Urlaub an.
Das hatten unsere Körper und vor allem – das kann ich nicht oft genug betonen – unsere Köpfe dringend nötig.
An dieser Stelle soll auch einmal erwähnt sein, dass ein solcher Lauf mit Sicherheit keine Schönheitskur ist: Geschwollene Beine, Sonnenbrand, Schürfwunden, Kratzer, Druckstellen, blaue Zehen, geschwollene Augen, – die Liste könnte ich noch weiterführen, aber alles muss auch nicht verschriftlicht werden 😉 – ja, auch das alles gehört zu einer TAR-Woche dazu.
Aber auch das wird dir von Tag zu Tag mehr egal. Es gibt Schlimmeres im Leben. Oder Wichtigeres, wie man’s nimmt. Schlaf zum Beispiel. Der ist sehr wichtig. Dass er ein menschliches Grundbedürfnis ist, wurde uns von Tag zu Tag mehr bewusst. Und geschlafen habe ich nach diesem Tag sehr gut.
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