Schwarzach Trail in einer Ausnahmesituation

01. November. Im vergangenen Jahr hatte dieser Tag nun bereits zum 4. Mal eine besondere Bedeutung. Die Anmeldung zum Schwarzach Trail 2020 wurde um 10.00 Uhr geöffnet. Ich war am Vormittag am Berg unterwegs und hatte deswegen erst am frühen Nachmittag Zeit, mich einzutragen. Startnummer 187. Das bedeutet, dass sich 186 Personen in den ersten wenigen Stunden seit der Öffnung bereits angemeldet hatten. Mehr braucht man zur Beliebtheit dieses Laufevents wohl nicht zu sagen… 🙂

Zum 4. Mal am Start

Bereits bei meinem dritten Start bin ich davon ausgegangen, dass sich doch eine gewisse Routine einstellen würde.
Bereits bei meinem dritten Start wurde ich eines besseren belehrt. Dass in diesem Jahr jedoch alles derart anders werden würde wie zuvor, damit hatte wohl niemand gerechnet.

Ausnahmesituation …

Coronavirus. Die Welt steht Kopf.
#stayhome wird zum Grundtenor.
Neue Bestimmungen, Beschränkungen, Verordnungen.

Veranstaltungen werden nach und nach abgesagt oder verschoben. So auch diverse Sportveranstaltungen.

Laufen war zum Glück noch erlaubt und möglich. In dieser Ausnahmesituation, in der weltweit kein Stein auf dem anderen blieb, wurde mir mehr als je zuvor bewusst, welch eine Kraft mir die Natur gibt und wie unglaublich gut die Bewegung im Wald und am Berg tut.
Schwirrt der Kopf, sortieren sich die Gedanken nach und nach. Fehlt ein klarer Blick nach vorne, fokussiert man sich beim Trailrunning wieder stärker.
Vor allem beim Bergablaufen oder auf anspruchsvolleren Passagen ist die Konzentration auf das Hier und Jetzt wichtig, es zählt der Augenblick. Und das tut manchmal ganz gut.

Aber nun zurück zum Schwarzach Trail. Der Veranstalter und vermutlich auch alle HelferInnen und TeilnehmerInnen haben bis zum Schluss gehofft, aber irgendwann war klar, dass es keinen Schwarzach Trail 2020 geben wird. Verschieben war keine Option und somit markierten sich die Beteiligten den 29. Mai 2021 schon einmal dick im Kalender.

Es wäre aber nicht Fredl, der so viel Herzblut in „seinen“ Lauf steckt, hätte er nicht auch für 2020 einen Plan B.

… Ausnahmereaktion

Bald war klar: Gelaufen wird trotzdem. In der  Kleingruppe des Schwarzach Trail Raceteams vereinbarten wir den Start um 07.30 Uhr. Vermutet wurde schon, dass sich auch einige weitere kleine Gruppen und Einzelkämpfer am Tag des eigentlichen Rennens auf den Trail begeben würden, doch genau wusste das keiner.
Als einzige Gruppe liefen wir gegen den Uhrzeigersinn und somit begegneten wir allen, die unterwegs waren. Und das waren ziemlich viele.

Start Schwarzach Trail

Der Tag begann leicht bewölkt bei angenehmen Lauftemperaturen. Am ersten Gipfel, dem Hochglocker, war es sogar noch ziemlich frisch. Die Gänsehaut könnte aber dadurch verstärkt worden sein, dass schon am ersten Gipfel einige Bekannte und Freunde warteten, uns mit Getränken versorgten und anfeuerten.

Das sollte den ganzen Tag so weitergehen: Immer wieder tauchten plötzlich Freunde und Verwandte auf, um unsere persönliche kleine Labestation aufzubauen. Wobei „klein“ nur platztechnisch gemeint ist. Die Auswahl war groß(-artig). Von Obst und Käse über Soletti und selbstgebackenen Kuchen bis hin zu Knabbernossi und Tomaten mit Salz.
Läuferherz was willst du mehr 😉

Jedes Mal, wenn wir auf eine andere Laufgruppe trafen, wurde ein Foto gemacht und natürlich kurz ein bisschen gequatscht.
So verging Stunde um Stunde, die Wolken wurden weniger, die Temperaturen stiegen immer weiter an. Aber da wir nicht völlig im „Wettkampfmodus“ waren, sondern uns eher einen schönen Tag machten, kam ich mit der Hitze ganz gut zurecht.
Der Böndlsee –  ab hier hatten wie noch etwa 12 Kilometer vor uns – wirkte aber doch sehr verlockend auf mich. Ein Sprung ins kalte Wasser wäre ein Traum gewesen. Stattdessen bekam ich eine Ladung kaltes Wasser über den Kopf geschüttet – der Zweck heiligt die Mittel 😉

So kamen wir dem Ziel immer näher, was angesichts der Wolken, die immer dunkler wurden, ganz gut war. Selbst auf den letzten 12 Kilometern wurden wir noch zweimal von Bekannten mit Essen und Getränken versorgt. Über 9 Stunden waren sie jetzt schon unterwegs, stets darauf bedacht, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um uns zu bewirten.
DANKE für diesen unglaublichen Einsatz!

Das verdeutlicht wohl auch sehr gut, mit wie viel Freude und Begeisterung das ganze Team rund um den Schwarzach Trail jedes Jahr dabei ist und diese Veranstaltung zu einer so besonderen macht.

… bis zur letzten Sekunde

Am Anfang dieses Tages machten wir noch Scherze, ob wir den Schwarzach Trail innerhalb der Cut-Off-Zeit schaffen würden – diese liegt normalerweise bei 10 Stunden.
Dass es zum Schluss tatsächlich so knapp werden würde, damit hatte wohl keiner gerechnet.
Nach 9 Stunden 59 Minuten und 59 Sekunden stoppten wir unsere Uhren, als wir das Ziel in Schwarzach erreichten. Wir haben den Tag also voll ausgekostet! 🙂

Ein ungewöhnlicher Zieleinlauf. Ohne Ziel, ohne Zuschauer, ohne Applaus, ohne Rekordzeit.

Wofür dann das alles überhaupt?

Für 47 km traumhaft schöne Trails. Für ein klein bisschen Wettbewerbs-Feeling. Für 4 Gipfelkreuze mit wunderschöner Aussicht. Für 10 Stunden Freude am gemeinsamen Laufen. Für Begegnungen mit Gleichgesinnten. Für Spaß und Gänsehaut, gemeinsames Bergab und Bergauf.

Für weitere PULSmomente!

Ziel in Schwarzach

Ich freu mich schon jetzt auf den Schwarzach Trail 2021 und bin mir sicher, dass es wieder ein einzigartiges Erlebnis sein wird, auch wenn ich dann bereits zum 5. Mal am Start stehe!

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