Ayers Rock – Wanderung um den heiligen Berg der Aborigines

In einer Zeit, in der #stayathome das Gebot der Stunde ist, wird mir schlagartig bewusst, dass ich in meinem Alltag vieles für selbstverständlich halte, das nun eine völlig andere Bedeutung bekommt. So etwa das Reisen. In unserer globalisierten Welt kann man mit dem nötigen Kleingeld jederzeit an jeden Ort reisen. Plötzlich jedoch bleibt kein Stein auf dem anderen und es heißt zunächst einmal zu Hause bleiben.

Eine Möglichkeit, diese Zeit gut zu nützen, ist die Erinnerung an vergangene Reisen niederzuschreiben und damit festzuhalten.
Einige PULSmomente an fremden Orten wie etwa Mallorca oder Budapest sind in meinem Blog schon zu finden.

Diesmal führt die Reise ins Outback von Australien 🙂

Uluru – Australiens Wahrzeichen

Wer  hat es noch nicht gesehen: Ein Bild des wohl bekanntesten Berges Australiens. Eine kuppelförmige Erhebung inmitten der unendlichen Ebene des „Red Centers“. Ich konnte mir nie vorstellen, wie es sein würde, tatsächlich vor ihm zu stehen. Nun weiß ich es. Und bei einer Wanderung um ihn herum durfte ich den Ayers Rock von allen Seiten betrachten und bestaunen. Eindrücke, die man wohl sein Leben lang nicht mehr vergisst.

Vor einem guten Jahr war ich für drei Wochen mit meiner Mama und meiner Schwester in Australien unterwegs. Sechs Tage davon widmeten wir dem Outback. Ein wahrhaft großes Abenteuer, das ich nur jedem empfehlen kann. Auch wenn Schlafen mit Spinnen gemeinsam in einem Zimmer, Dingos im Garten des Campingplatzes, Wasserknappheit in den Duschräumen, WLAN-freie Zonen und Schlangen am Wegrand nicht zu den Dingen zählen, die ich unbedingt im Urlaub brauche, sind die Eindrücke das alles wert.

Von Alice Springs gings mit einem geliehenen SUV über Glen Helen zum Kings Canyon Resort und schließlich nach Yulara, ein kleines „Dorf“ nahe des Ayers Rocks. Dieses wurde dort extra für Touristen aus aller Welt erbaut. Hotels, Campingplatz, Pool, Post, Supermarkt, Shop, Tankstelle, Krankenstation – für ein paar Tage im Outback ist man bestens versorgt.

Gleich am ersten Abend machten wir uns auf den Weg, um den Ayers Rock im Licht der untergehenden Sonne zu bestaunen. Dafür gibt es extra ausgewiesene Plätze mit dem perfekten „Sunset-View“. Diesen einmaligen Ort kennen natürlich alle Touristen 😉

Hier sieht es fast so aus, als wären wir die einzigen gewesen… 😉

Trotz der vielen Menschen war es eine unglaublich schöne Stimmung und ein faszinierendes Farbenspiel. Der Fels wechselte mit abnehmendem Licht ständig seine Farbe, während im Hintergrund der Horizont immer kräftiger aufleuchtete.

Uluru Base Walk

Am nächsten Morgen machten Anna und ich uns in der Morgendämmerung auf den Weg zum Mala-Parkplatz, dem Startpunkt des Uluru Base Walks. Dieser Walk führt einmal rund um den Felsen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass man sich absolut keine Sorgen machen muss, für Wanderungen in Australien genügend Informationen zu erhalten. Uns standen jedesmal gutes Kartenmaterial, eine gute Beschilderung unterwegs sowie sehr hilfsbereite und auskunftsfreudige Personen zur Verfügung.

Die frühe Uhrzeit hatte mehrere Gründe – Schutz vor der Hitze des Tages ( es hatte mittags etwa 43 Grad Celsius), Schutz vor zu vielen anderen Touristen sowie das Erleben des Sonnenaufgangs.
Wir hatten das Glück, dass sich alle drei Punkte realisierten.

Nach kurzer Orientierung am Parkplatz marschierten wir los. Der Sonne entgegen.

Schon in den frühen Morgenstunden hat die Sonne Australiens eine unglaubliche Kraft.

Normalerweise bevorzuge ich ja eher Morgenläufe anstatt Morgenspaziergänge (von Wanderung kann man angesichts der vollkommenen Ebene eigentlich nicht sprechen ;-)).
Doch dieser Ort hatte irgendwie tatsächlich etwas Magisches. Laufen wäre für mich hier nicht in Frage gekommen, auch wenn die etwa 10,5 Kilometer lange Strecke für einen Lauf genau richtig gewesen wäre.
Aus Respekt vor den Ureinwohnern hätte ich mich nicht wohlgefühlt, die Pfade am Fuße ihres Heiligtums als Trainingsstrecke zu nutzen.

Stattdessen war es fantastisch, dass wir das alles fast für uns alleine hatten und wir haben jeden Schritt genossen.

Kein Mensch vor uns – damit haben wir angesichts der Bekanntheit des Uluru nicht gerechnet!

Der Uluru Base Walk ist ein etwa 1,5 Meter breiter Weg, auf dem man sich nicht verirren kann. Besonders schön war, dass er nicht künstlich angelegt wirkt, sondern sich ideal in die Landschaft einfügt. Man hat nicht das Gefühl, als würde hier von Menschenhand viel verändert worden sein.

Wir waren beeindruckt von der Vielseitigkeit dieses roten Felsens. Alle paar Meter veränderte sich seine Form vollkommen. Mir war zuvor nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Rottöne es in der Natur geben konnte. Unglaublich.

Wie überall im Outback ist es auch hier wichtig, genügend Wasser mitzunehmen. Auch wenn gute 10 Kilometer nicht unendlich weit sind, so wird es doch sehr schnell SEHR warm, selbst am frühen Morgen.
Und da ist man froh, wenn man auf einer der schattigen Holzbänke eine kleine Rast einlegen und einen Schluck Wasser trinken kann 🙂

„Is this a place to conquer – or a place to connect with?“

Leider haben wir es auch selbst vor Ort erlebt, dass viele Menschen dem Gebot nicht folgen, den Ayers Rock nicht zu besteigen.
Es gibt keine wirklichen Absperrungen, wir haben kein Wachpersonal gesehen, keine Videokameras.
Nur die dringliche Bitte auf vielen Tafeln, man möge auf die Ureinwohner Rücksicht nehmen, ihren heiligsten Ort in Würde halten, ihn nicht „erobern“.

Ich selbst bin leidenschaftlich gerne in den Bergen unterwegs und es ist für mich ein absolutes Glücksgefühl, Gipfel zu erreichen. Dennoch fehlt mir jegliches Verständnis dafür, in eine fremde Kultur so respektlos einzudringen.

Leider haben wir selbst viele Touristen getroffen, die sich in Sandalen hinaufschleppten oder hinunterzitterten, mit der einen Hand das Seil fest umklammert, in der anderen das Handy, um der Welt auf Instagram zu zeigen, wie mutig man ist.

Schild

… wie es in diesem Spruch so treffend heißt, habe ich mir auch die Frage gestellt, ob das wirklich sein muss, obwohl wir wissen, welche Bedeutung der Ayers Rock hat?
Diese Frage kann vermutlich nur jeder für sich selbst beantworten und dann danach handeln.

Für mich was es ein wahrer PULSmoment, den Ayers Rock – Australiens Wahrzeichen – zu Fuß zu umrunden, seine unglaubliche Vielfalt zu sehen und seine Magie zu spüren.

Eine Antwort auf „Ayers Rock – Wanderung um den heiligen Berg der Aborigines“

  1. Schöner Beitrag
    Ich respektiere das Besteigungsverbot selbstverständlich (war 1995 und 2002 oben), danach nicht mehr
    Was mich mehr irritiert, dass aus religiösen Gründen der Rundweg um den Ayers Rock zwischen 2002 und 2013 (auch aus religiösen Gründen) weit weg vom Felsen verlegt wurde und abschnittsweise entlang der Straße verläuft (was einen massiven Verlust der Impressionen nach sich zieht und zeitweise zur faden Hatscherei verkommt)
    Kann man das Verbot der Ersteigung des Felsens noch mit den religiösen Respekt argumentieren, so ist dieses Argument bei der Umrundung nicht angebracht, das sich auf Grund der Länge der Ansturm in Grenzen hält (und die verbotenen Regionen des Felsens bei der Umrundung aus der Nähe oder der Ferne die gleichen sind)

    Ambrosius aus Wien
    PS Die Wanderung um die nahen Olgas ist daher eindrucksvoller als die um den Uluru

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