Mein erster Ultra Trail
Noch 97 Tage sind es bis zum nächsten SCHWARZACH TRAIL Salzburgerland. Im letzten Jahr war dieser Bewerb der erste dieser Größenordnung, an dem ich teilgenommen hatte. Obwohl er jetzt schon etwa neun Monate zurückliegt, sind die Erinnerungen immer noch so intensiv, als ob es gestern gewesen wäre. Das ist wahrscheinlich so bei Momenten, die den PULS schneller werden lassen. Weil es damals diesen Blog noch nicht gab, möchte ich es jetzt nachholen, die Erfahrungen meines ersten Ultra Trails zu teilen:
Bilder im Kopf, die bleiben
2800 hm und 47 km in einer Zeit von 07 Stunden und 43 Minuten. Was für ein Gefühl, meinen ersten Ultra Trail gemeistert zu haben. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gehen mir viele Bilder durch meinen Kopf:
Eine wunderschöne Landschaft entlang der gesamten Strecke des Schwarzach Trails. Großartige Sportler, die unterschiedlicher und bunter nicht sein könnten und mit denen man sich so manchen harten Anstieg durch ein bisschen Plauderei erleichtert (nach dem Motto „Geteiltes Leid ist… ah… Geteilte Freude ist doppelte Freude“ 🙂 ). Heiße Streckenabschnitte in der Sonne, auf denen man den Trinkschlauch fast nicht mehr aus dem Mund geben möchte. Atemberaubende Ausblicke von vier Gipfelkreuzen. Viele begeisterte Zuschauer, die einem mit ihren Zurufen, Applaus und aufmunternden Blicken sehr viel Motivation geben. Kleine Kapellen am Waldesrand und Bäche mit klarem, kühlem Bergwasser. Letzteres ist nicht nur zum Trinken eine Freude, sondern senkt auch die Temperatur eines überhitzten Kopfes, wenn man ihn erst einmal darin eintaucht.
Kulinarisch bestens versorgt
Dann fällt mir auch der Bauer ein, der mit einer Helferin den LäuferInnen Wasser, Apfelsaft und selbst gebackenen Kuchen auf eigene Kosten und völlig freiwillig austeilt, damit sich diese auf den 19 Kilometern, die zwischen erster und zweiter Labestation zu bewältigen sind, stärken können. Den Kuchen konnte ich allerdings nur noch aufgrund der übrig gebliebenen Bröseln erahnen – da waren doch einige schneller als ich. Und die waren offensichtlich auch hungrig.
Aber dafür waren die offiziellen Labestationen mehr als ausreichend befüllt, das reinste Schlaraffenland angesichts der teils trockenen, heißen Strecken, die davor zu bewältigen waren. Neben Riegeln und Gels waren Kartoffeln mit Salz, Brot, Käse und Landjäger, Essiggurkerl, verschiedenste Kuchen und Gummibärli, Bananen, Äpfel, Orangen und Brezerln im Angebot. Dazu Cola, Wasser, Iso-Getränke, und und und. Glücklicherweise habe ich schon im Training immer mehr festgestellt, dass mein Magen ziemlich viel verträgt und ich quasi alles essen kann 🙂
Dementsprechend hat mich bei der zweiten Labe ein Freund auch darauf hingewiesen, dass ausreichende Nahrungsaufnahme zwar wichtig ist, man aber lieber nicht zu viel Zeit im Stehen verbringen sollte, damit sich der Körper nicht zu sehr an die Pause gewöhnt. Möglicherweise wollte er mich auch nur vorsichtig darauf hinweisen, dass es nicht empfehlenswert ist, angesichts der noch zu bewältigenden 800 hm allzu viel zu essen. Naja, wo er recht hat, hat er recht.
Ein weiterer wertvoller Tipp war, dass ich mir schöne Bilder ausmalen sollte, falls ich doch noch in eine Phase des „Ans-Aufgeben-Denken“ kommen sollte, beispielsweise ein Bier oder Erdbeeren oder sonst irgendwas, das im Ziel auf mich wartet. Um ganz ehrlich zu sein, war der Gedanke an ein kühles Bier im Ziel von Anfang an in meinem Kopf. Vielleicht war auch deshalb Aufgeben nie eine Option für mich 😉
Allerdings war ich doch sehr erstaunt, dass so mancher Teilnehmer bereits bei der ersten Labestation nach ca. 13 km einen halben Liter alkoholisches Bier trinken konnte. Ich hätte danach sicher keine weiteren 34 km mehr laufen können.
Aufgeben ist keine Option
Nun aber ernsthaft: Tatsächlich habe ich kein einziges Mal ans Aufgeben gedacht. Im Gegenteil – der Zieleinlauf war so präsent in meinem Kopf, dass mich während des Laufens schon immer ein Gänsehaut-Schauer durchfuhr vor lauter Glücksgefühlen. Und als ich dann noch gemerkt habe, dass ich nicht einmal so schlecht in der Zeit liege, war die Freude sowieso nicht mehr wegzukriegen. Die letzten Kilometer hatten es nochmal in sich, vor allem auf der Asphaltstraße, die sich bei den Temperaturen anfühlt wie ein Gang durch die Wüste – so stell ich mir das jedenfalls vor.
Da wurde mir dann auch bewusst, wie wichtig es ist, sich die Strecke vor dem Bewerb richtig gut einzuprägen: Denn wenn man die nächste Labestation schon sehnsüchtig erwartet und sie anstatt bei Kilometer 40 erst bei Kilometer 42 kommt, können diese 2000 Meter wie ein endlos langer Weg erscheinen.
Aber auch das wurde geschafft und gut gestärkt startete ich den Aufbruch zu den letzten 5 Kilometern, die es auch nochmal sehr in sich hatten:
Zu Beginn eine längere Strecke auf der Asphaltstraße ziemlich flach, doch bei gefühlten 35 Grad hatte ich da nicht mehr viel zu lachen. Dann ging es hinein in den Wald, was angesichts der schattenspendenden Bäume angenehmer war, aber darin wartete auch noch ein letzter 15-minütiger Anstieg. Es war also wirklich anstrengend bis zum Schluss. Das machte sich bei mir mit beginnendem Kopfweh bemerkbar, aber zum Glück kam ich an einem kleinen Bach vorbei. Das kalte Wasser über meinem Kopf war eine reine Wohltat. Raus aus dem Wald ging es über einen Hof und der Blick nach vorne über die dahinterliegende Wiese zeigte mir, dass es ab jetzt wirklich nur mehr bergab gehen würde.
Zwischendurch kam mir noch einmal der Gedanke, dass es sich hoffentlich um keine optische Täuschung handeln würde – wer weiß schon, was die vergangenen 7,5 Stunden mit meinem Gehirn angestellt hatten. Aber nein, das war einfach unmöglich.
Sehnsüchtig erwartet: Die letzten Meter ins Ziel
Am Streckenrand sah ich die letzten Holztafeln, die mich schon 46 Kilometer lang begleitet und mir gezeigt hatten, dass ich am richtigen Weg war. Diesmal hatten sie aber die Aufschriften „Schon heiße Füße?“ oder „Schon durstig?“ 🙂
Darauf gab es eine eindeutige Antwort: JA! Ich konnte es kaum erwarten, ins Ziel zu kommen. Wieder durchfuhr ein Schauer der Freude und des Glücks meinen gesamten Körper. Weil ich im Training öfters Kreislaufprobleme hatte, schob ich mir noch schnell einen Traubenzucker in den Mund. Schließlich wollte ich den Zieleinlauf feiern und nicht danach gleich umkippen. Dann konzentrierte ich mich noch einmal voll auf den Weg, der von Bäumen und Stauden gesäumt war. Die letzten Meter waren bekanntlich die gefährlichsten, um sich zu verletzen.
Aus dem Zielgelände hörte ich schon die Stimme vom Fredl (dem Organisator), Zuschauerapplaus und Musik, und dann endete der Waldweg und es ging eine schmale Gasse direkt hinunter ins Ortszentrum. In der letzten Kurve sah ich meine Freundin, die den Lauf offensichtlich gut hinter sich gebracht hatte, und ich konnte es kaum erwarten, dass sie sich in meine Richtung drehte und… da riss sie ihre Augen schon weit auf, schrie und jubelte mir zu. „Du hast eine BOMBENzeit“ (darüber könnte man diskutieren) hörte ich, als ich an ihr vorbei“flitzte“ 😉
Und dann sah ich schon Fredl, der meinen Namen durchs Mikrofon jubelte und den Zuschauern erzählte, dass ich so meine Bedenken hatte, ob ich das Ziel überhaupt jemals erreichen würde. Bei seinen Worten „Und jetzt denkst da: Für was hab ich mir diese Sorgen eigentlich gemacht?“ klatschten wir ein und dann lief ich die letzen Schritte über die Zielrampe. Was für ein Gefühl!! Enorme Freude, Unfassbarkeit, Tränen in den Augen, meine Familie, die mir zujubelt und mich freudig empfing. Und ja, auch Stolz! Ein wahrer PULSmoment.
Nach diesen Eindrücken ist es wohl nur allzu verständlich, dass ich zum „Wiederholungstäter“ werde und für den kommenden SCHWARZACH TRAIL Salzburger Land wieder angemeldet bin.
WUNDERBAR!!! 🙂
Danke!! 🙂