Wochenend-Ausflug in die geschichtsträchtige Stadt an der Donau
Freitagnachmittag, Sonnenschein, angenehme 27 Grad – ideale Bedingungen für einen Trip raus aus Wien. Diesmal ging es mit dem Twin City Liner nach Bratislava. Die Fahrt ist angenehm, das Schiff sauber, die Stühle bequem und auch für den kleinen Hunger oder Durst ist während der rund 55 km langen Strecke bestens gesorgt. Nach 75 Minuten ist das Ziel erreicht: Der Hafen in der Stadt an der Donau, die viel Geschichte verbirgt. Das spürt man bereits während der ersten Schritte in Richtung Altstadt.
Bevor wir uns dorthin bewegen, sticht mir gleich die lange Brücke ins Auge, die über die Donau führt. Unterhalb der Fahrbahnen für Autos gibt es einen eigenen Steg für Fußgänger und schon ist es mir klar: Das wird morgen Früh mein Weg. Gesagt getan. Nach einem üppigen, aber sehr leckeren Abendessen (die Slowakei ist nicht gerade für die leichte Küche berühmt) habe ich mehr als genug Energie getankt, die mich um kurz vor halb 7 aus dem Bett treibt.
Neue Städte am Morgen laufend erkunden
Und um halb 7 geht’s auch schon los. Durch eine kleine, verwinkelte Gasse vorbei an hübsch dekorierten Cafès, gemütlichen Weinbars, die zu so früher Stunde noch geschlossen sind und Häusern, deren kleine Fenster mit wunderschönen Balkonblumen in prächtigen Farben verziert sind, geht’s über Kopfsteinpflaster in Richtung Donau. Der Weg auf den Steg ist leicht zu finden, sehr breit und barrierefrei zu erreichen. Und spätestens als ich den traumhaften Sonnenaufgang über der Donau bestaune, weiß ich, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat. Ein wahrer PULSmoment.
Am anderen Ufer laufe ich eine Weile östlich bis zur nächsten Brücke, entscheide mich dann aber wieder für den Weg in Richtung Altstadt. Die Donau kenne ich schließlich recht gut, Bratislava selbst aber nicht. Kreuz und quer, nehme ich Straßen, die mir gerade gefallen, biege dort ab, wo ich prunkvolle Gebäude, plätschernde Springbrunnen und kleine farbenfrohe Parkanlagen genauer bestaunen kann.
Mir unbekannte Städte entdecke ich am liebsten so, weil mir diese Wege einen völlig anderen Blick auf die Stadt bieten. Abseits der Touristenpfade fühlt es sich authentischer an und vor allem so früh am Morgen bekommt man am ehesten einen Eindruck davon, wie das Leben hier wirklich ist. Ich erhasche einen „Blick hinter die Kulissen“, wenn ich die Einheimischen sehe, wie sie ihre Fensterläden öffnen, vor ihren Türen den Staub auf die Straße kehren, Blumen gießen oder sich auf den Weg in die Arbeit machen. Besonders gut gefällt mir eine blaue Kirche. Die Sankt-Elisabeth-Kirche, wie ich dann später nachlese, die auch tatsächlich „Blaue Kirche“ genannt wird. Danach ziehe ich meine Bahnen in der Gegend, wo wir gestern Abend schon waren.
Ruhe vor dem täglichen Sturm
Dort, wo zehn Stunden zuvor riesige Menschenmengen gegessen und getrunken haben, wo kein Stuhl vor den vielen Restaurants, Cafès und Bars mehr frei war und alle paar Meter eine andere Musik aus den Lokalen heraus zu hören war, herrscht jetzt Stille. Von Partygästen weit und breit keine Spur. Die erholen sich wahrscheinlich noch von einer berauschenden Nacht.
Aber es scheint, als würde diese Rast nicht nur für die Besucher notwendig sein. Die gepflasterte Straße, auf der vor ein paar Stunden noch wild getanzt wurde, Tische, auf denen unzählige Gläser und Krüge gereicht wurden, Stühle, die Zeugen von tiefsinnigen Gesprächen und ausgelassenem Gelächter wurden – sie alle scheinen die Ruhe dringend nötig zu haben.
Doch viel Zeit bleibt nicht, bis es am Abend wieder von vorne los geht. In einigen Läden wird bereits gekehrt und gewischt.
Aus sportlicher Sicht ist das auch dringend nötig, denn der strenge Geruch nach kaltem Rauch und Alkohol ist nicht das, was ich mir für meinen Morgenlauf wünsche. Außerdem sind in der ganzen Stadt enorme Mengen an leeren Flaschen, Gläsern und Bechern verteilt. Und vor allem sollte man auf eines aufpassen: Das günstige Bier (mit einem Durchschnittspreis von € 1,50 für einen halben Liter) hat den einen oder anderen wohl dazu verleitet, mehr zu trinken, als er bei sich behalten kann. Daher muss man wirklich aufpassen, wo man hinsteigt.
Eindeutige Spuren dafür, dass sich die Besucher der Stadt, die gerne als „Partyslava“ bezeichnet wird, stark dafür einsetzen, dieses Image aufrecht zu erhalten. Hoffentlich übersehen sie dabei nicht ganz die Schönheit der malerischen slowakischen Hauptstadt.
Übrigens: Als ich nach einer Dusche und einem ausgiebigen Frühstück im Hotel so gegen 10 Uhr wieder durch die Stadt spaziere, ist von den Spuren der letzten Nachts nichts mehr zu sehen und es herrscht schon wieder buntes Treiben in den Gassen. Nicht nur die Besucher, sondern auch die Bewohner der Stadt scheinen also das Weiterbestehen ihres Images recht gut im Griff zu haben 😉
Eine Antwort auf „Morgenlauf in PARTYslava“