Zugspitz Ultratrail – Mein erster 100er

Wenn ich 93 km schaffe, müssten sich 100 doch auch ausgehen… Diese Gedanken haben mich seit meinem Finish beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival im Juni 2023 nicht mehr losgelassen. Außerdem – sind 100 km nicht eine gewisse magische Schwelle, die man als Trailrunner einmal gemacht haben muss? Verfolgt man die Szene, dann scheint das wirklich so zu sein. Wobei… mittlerweile sind 100 Meilen schon die neuen 100 Kilometer. Aber man muss es ja nicht gleich übertreiben.

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Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2023 – ein Wechselbad der Gefühle

Nach meiner Teilnahme am Mozart 100 im letzten Jahr hatte ich mir für 2023 ein neues Ziel gesetzt: Den K85 Heart of the Alp Ultras im Rahmen des Innsbruck Alpine Trailrun Festivals am 2. Juni 2023. Kurz vor dem Bewerb wurden wir über eine Streckenänderung aufgrund einer Mure informiert und so warteten 4000 hm und 91,6 km auf mich. Lange und intensiv hatte ich mich auf diesen Tag vorbereitet. Doch war es genug?

Startschuss um Mitternacht

22.45 Uhr. Ich stehe im kompletten Outfit im Hotelzimmer meiner Mama und schaue mich um, ob ich auch ja nichts vergessen habe. Der Rucksack ist prall gefüllt, die Stirnlampe bereits auf dem Kopf, Handy und Uhr zeigen 100 % Akkuleistung an. Es kann also losgehen. Meine Mama begleitet mich zum nahe gelegenen Start des K85 Heart of the Alp Ultras des Innsbruck Alpine Trailrun Festivals. Die Stimmung ist anders, als ich es erwartet hätte: Es ist ruhig, kein Trubel, LäuferInnen sitzen oder gehen herum, jeder wirkt sehr auf sich selbst konzentriert. Wir setzen uns auf eine der Bierbänke und ich lasse die Atmosphäre auf mich wirken.

Nach einer Weile hört man die Moderation auf der Bühne und alles wird ein bisschen lebendiger. Die Startaufstellung beginnt und nach einer kurzen Ausrüstungskontrolle bin ich auch schon mitten im Startfeld. Außerhalb der Absperrung steht meine Mama und wir scherzen noch ein bisschen, bis wir uns wenige Minuten vor Mitternacht mit einer innigen Umarmung voneinander verabschieden. „Pass gut auf dich auf“ gibt sie mir mit auf den Weg. Ich werde mein Bestes geben. Ab jetzt konzentriere ich mich nur noch auf mich. Das Handy ist auf Flugmodus, die Uhr wartet nur noch darauf, dass der Startknopf gedrückt wird. Ich bin bereit. „10, 9, 8, 7,…..“ wird der Countdown heruntergezählt und in wenigen Sekunden fällt der Startschuss für das Innsbruck Alpine Trailrun Festival.
Ich mache mich auf auf den bisher längsten Lauf meines Lebens.

Das Publikum ist großartig und verabschiedet die 110k und 85k LäuferInnen mit tosendem Applaus aus dem Start-/Zielgelände in Richtung Altstadt, wo das Klatschen und Anfeuern weitergeht. Entlang des City Trails haben sich zahlreiche Menschen versammelt und sorgen damit für einen ersten PULSmoment.

Durch die Nacht

Bald geht es hinaus und den Inn entlang und plötzlich sehe ich nochmals meine Mama am Straßenrand, die mich kräftig anfeuert und mir alles Gute wünscht.
Wir überqueren den Inn und schon beginnt der erste Anstieg. Im gemütlichen Tempo, weil es sich aufgrund der großen Menschenmenge etwas staut, schlängelt sich der Weg nach oben. Anfangs noch auf Asphalt, doch schon bald geht dieser in einen Steig über mit vielen Wurzeln. Ich bin froh, mich in letzter Minute doch noch für die zwar schwerere, aber stärker leuchtende Stirnlampe entschieden zu haben. Die ist hier sicher von Vorteil. Wir kommen höher hinauf und in einer Lichtung erhasche ich einen mystischen Anblick auf das unter uns liegende Innsbruck, darüber der leuchtende Mond, vor und hinter mir eine Kette aus sich bewegenden Lichtern der LäuferInnen, also ob sie tanzen würden. Es ist ruhig. Jeder scheint mit sich selbst beschäftigt zu sein. Ich genieße diese Ruhe.

verwackelter Schnappschuss – Innsbruck bei Nacht

Bett-Sehnsucht

Ich bin noch nie um Mitternacht in ein Rennen gestartet und es fühlt sich für mich alles ein bisschen surreal an. Immer wieder kreisen meine Gedanken um mein Bett. Ich träume mich unter eine kuschelige Decke und spüre eine richtige Sehnsucht nach einem Bett, es müsste nicht einmal unbedingt mein eigenes sein. Trotz des Adrenalins, das ich in meinem Körper spüre, bin ich müde. Vor allem meine Augen werden immer schwerer und teilweise habe ich sogar Probleme, den Weg vor mir deutlich zu erkennen. Ich bin froh, wenn ich immer wieder LäuferInnen überhole oder von ihnen überholt werde, weil es Abwechslung bringt und ich somit von meinen Gedanken an ein Bett abgelenkt werde. Außerdem ist der Weg ebenso abwechslungsreich und fordert meine Konzentration.

Nach den ersten 11 Kilometern erreiche ich die erste Verpflegungsstation beim Romediwirt. Es ist kaum zu glauben, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob ich mir dort etwas zu essen geholt habe oder nicht. Dass ich nichts getrunken habe, kann ich mit Sicherheit sagen. Nachdem mir mein Trainer empfohlen hat, nur mein eigenes Iso-Getränk oder Wasser zu trinken und meine 2-Liter-Blase noch gut gefüllt war, brauchte ich nichts. Ich weiß auch, dass ich mich nicht lange aufgehalten habe, aber an mehr kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es ist verblüffend, wie fokussiert man im Rennen ist und wie sehr man „Nebensächlichkeiten“ ausblenden und somit vergessen kann.

Partypeople und Laugenstangerl

Es geht weiter durch die Nacht und immer wieder schaue ich zwischendurch auf die Uhr. Die Zeit vergeht relativ flott, darüber bin ich sehr froh. Ich kann es kaum erwarten, dass die Dämmerung beginnt und die Dunkelheit weicht. Ich komme nach Hall, es ist mitten in der Nacht und ich stelle mir vor, wie die BewohnerInnen der Häuser in ihren kuscheligen Betten liegen, während ich hier draußen an ihren Gärten vorbeilaufe. Hin und wieder taucht eine Person auf, die gerade mit ihrem Hund spazieren geht. Ich treffe auch auf eine Gruppe Jugendlicher, die offensichtlich von einer Party nach Hause geht. „Hopp hopp, es ist sicher nicht mehr weit“, rufen sie mir und den paar anderen LäuferInnen zu. Dabei biegen sie sich vor Lachen und auch wenn es eigentlich überhaupt nicht lustig ist, muss ich ebenso grinsen 😉

Ich komme zur nächsten Verpflegungsstation in einem Innenhof und hier kann ich mich erinnern: ein Stückchen Laugenstangerl, Käse, Tomate mit Salz, ein Becher Wasser. Auch wenn es so viele Köstlichkeiten wie Gummibären, Obst, Schokolade, Kuchen, Cola usw. gibt, bleibe ich bei dieser Auswahl und halte mich nicht lange auf. Ich möchte unbedingt vermeiden, dass mir wieder schlecht wird, daher möchte ich so wenig Abwechslung wie möglich beim Essen und vor allem keine Experimente ausprobieren. Außerdem sollte ich auf zu stark gezuckerte Ernährung so früh im Rennen verzichten. Daher habe ich mir vorgenommen, mich vorwiegend von meinen eigenen Gels und Riegeln zu ernähren und an den Labestationen vor allem auf Salzzufuhr und leicht verdauliche Nahrung zu achten. Ebenso möchte ich auf Koffein so gut wie möglich verzichten. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte.

Der Tag erwacht

Ich laufe weiter und bin beeindruckt, als ich plötzlich sehe, wie es zu dämmern beginnt. Der Horizont ist in tiefes Rot bis Gelb getaucht – jene Farben, die den Sonnenaufgang ankündigen.

Ich muss unweigerlich lächeln und laufe noch ein paar Schritte weiter, um einen guten Fotospot zu finden. Es geht leicht bergauf und ich wechsle in Schritttempo, um auch noch ein Selfie zu machen. So groß ist meine Freude, die ersten Zeichen des Tagesanbruchs zu sehen.

Guten-Morgen-Selfie 😉

Plötzlich höre ich hinter mir zwei Männer rufen. Meinen die mich? Ich drehe mich um und sehe zwei Mitstreiter, die mir deuten und „Da geht es lang“ zurufen. Schon sind sie links hinter einer Hecke verschwunden. Dankbar für ihre Hilfe laufe ich zurück und ärgere mich über mich selbst, dass ich zu wenig geschaut habe und auf das Fotografieren konzentriert war. „Vielen Dank“ rufe ich ihnen beim Überholen zu.

Morgendämmerung beim Überqueren der Autobahn

Irgendwann habe ich die ersten 30 km geschafft, also ungefähr ein Drittel. Dafür habe ich ca. 5 Stunden gebraucht und ich rechne mir im Kopf aus (der zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch funktioniert), dass ich – sollte ich in dem Tempo weiterlaufen – auf ca. 15 Stunden kommen würde. Das wären 2 weniger als ich mir vorgenommen habe. Man kann natürlich nie genau sagen, wie lange man brauchen wird und ich hatte auch nicht wirklich ein Ziel, aber 17 Stunden war die Zahl, die immer in meinem Kopf herumschwirrte. Nicht schlecht, denke ich mir.

Die Strecke ist bis jetzt gut laufbar, oft geht es über Feldwege und -straßen. Immer wieder bin ich für eine Weile mit anderen unterwegs. Entweder sind sie kurz vor mir und ich hänge mich dran, oder ich höre sie hinter mir und merke, dass sie sich meinem Tempo für eine Weile anschließen . Nicht oft, aber doch immer wieder, kommt es dazu, dass plötzlich ein Läufer mit einem Tempo von hinten kommt, das ungefähr doppelt so schnell ist wie meines und kurze Zeit später ist er auch schon vorbei und war nie wieder gesehen. Ich frage mich immer, wo diese Menschen herkommen, vor allem wenn schon einige Stunden des Rennens vorbei sind. Hatten sie anfangs ein Problem und konnten erst später alles geben, was in ihnen steckt? Bis jetzt habe ich dieses Geheimnis noch nicht gelüftet.

Irgendwann ist es so weit und ich beschließe, dass ich jetzt genug sehe, um meine Stirnlampe abzunehmen. Es ist ein herrliches Gefühl, denn Druck auf meinem Kopf kann ich während eines Laufes nicht leiden und eine überdimensionale Stirnlampe erst recht nicht. Zum Glück war es bis jetzt noch nicht zu heiß, sonst würde mein Kopf bestimmt schon pochen.

Weiter mit dem Bus?

Ich laufe gerade einen Wiesenweg entlang, der in eine Straße mündet, als von rechts oben ein Läufer auf mich zukommt. „Ah, auch zum Bus?“ fragt er mich freundlich. „Bus? Welcher Bus“. „Na der Bus zum Start. Bist du auch am Weg dahin?“ meint er. Sichtlich verwirrt weiß ich anfangs nicht, wovon er spricht. Dann sehe ich seine orange Startnummer, die zeigt, dass er am K65 teilnimmt. Ich deute auf meine rote Startnummer. „Äh nein, ich bin schon auf der Strecke, also ich bin seit Mitternacht unterwegs“ antworte ich und muss lachen. „Wobei, ein Bus wäre jetzt gar nicht so schlecht“ kommt mir in den Sinn 😉 Wir wünschen uns beide alles Gute und auch als wir schon einige Meter voneinander entfernt sind, ist unser Lachen noch zu hören.

Die ersten Wehwehchen

Einige Zeit später komme ich an der von mir lang ersehnten Verpflegungsstelle „ÖAMTC“ an. Knapp 42 km sind geschafft. Wie schon zuvor sind auch hier die HelferInnen sehr freundlich, doch leider teilen sie uns mit, dass sie nicht mehr so viel Auswahl haben, weil die TeilnehmerInnen vor uns schon so viel genommen haben. Ich bin baff. Auch wenn ich sicher nicht zu den Schnellsten gehöre, sind auch noch sehr viele LäuferInnen hinter mir und jeder freut sich auf eine „volle“ Labestation. Dazu aber später noch mehr. Für mich ist die Auswahl sehr bescheiden – kein Käse, kein Salz, keine Tomaten. Somit greife ich zu einem Stückchen Laugenstangerl und nehme mir ein paar Soletti. Meine Trinkblase fülle ich mit Wasser auf, hocke mich auf den Boden und nehme das Plastiksackerl mit meinem Iso-Pulver, um es dazuzumischen. Nachdem ich fertig bin, möchte ich wieder aufstehen, kann aber nicht, weil mir plötzlich mein Kreuz so weh tut. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Irgendwie schaffe ich es dann aber doch, mich in einer Drehung unter Schmerzen aufzurichten. Was ist denn das jetzt plötzlich? Sowas hab ich ja noch nie gehabt. Ich kann mich weder nach vorne noch zurück beugen. Panik steigt kurzzeitig in mir auf. War’s das jetzt? Vielleicht helfen ein paar Schritte gehen. Und tatsächlich scheint sich alles wieder ein bisschen zu lockern und ich kann weitermachen. Zum Glück!

Morgens ist die Welt noch in Ordnung

Der Weg verläuft über einen flachen Steig den Wald hindurch, der nicht enden will. Immer wieder blicke ich auf das Höhenprofil auf meiner Startnummer. Hier schaut das flache Stück relativ kurz aus. Aber auf einer Strecke von 92 km sind 3-4 km auch eine relativ kurze Linie. Irgendwann ist das Ende doch erreicht und nach einem kurzen Stück bergab komme ich auf einen Feldweg und zum ersten Mal in die Morgensonne. Ich ziehe meine Jacke aus, setze meine Sonnenbrille auf und genieße die frische, kühle Luft und die Wärme der Sonne.

Es geht wieder bergauf durch den Wald. Zeit für mich, das Internet bei meinem Handy einzuschalten. Ich erhalte einige Nachrichten von meiner Familie und Freunden, die vor Motivation nur so strotzen. Ich muss lächeln und bekomme eine Gänsehaut. Das ist mittlerweile ein lieb gewonnenes Ritual für mich und ein weiterer PULSmoment während solcher Rennen. Ich rufe meine Mama an, die vermutlich gerade beim Frühstück sitzt, und gebe ihr Bescheid, dass es mir gut geht und ich auch zeitlich gar nicht so schlecht unterwegs bin 🙂 Wir werden uns später an der vorletzten Labestation treffen. Ab jetzt beginnt es steil zu werden, aber ich habe ein gutes Tempo und es geht gut voran. Außerdem freue ich mich über jeden Höhenmeter, weil er dann geschafft ist und insgesamt sollten heute 4000 auf mich warten. Die gilt es so gut wie möglich abzuarbeiten.

Auf dem Weg nach oben komme ich immer wieder an einem jungen Mann und einer jungen Frau vorbei, die das Rennen scheinbar als Team bestreiten. Wir überholen uns ständig gegenseitig und müssen irgendwann schon lachen, als es wieder soweit ist. „Bis gleich“ rufen sie mir zu. Und so sollte es kurze Zeit später auch wieder sein.

Spa-Programm

Wir kommen immer weiter ins Gebirge, die Landschaft wird für meinen Geschmack immer schöner: Teils mit Schnee bedeckte, felsige Gipfel im Hintergrund, der blitzblaue Himmel, saftig grüne Almwiesen, Blumen in allen Farben, Kühe in der Morgensonne. Und mittendrin die Schlickeralm, wo nicht nur die nächste Versorgungsstation wartet, sondern auch unser Drop Bag. Welch eine Freude! 🙂

Schlickeralm in Sicht

Die Stimmung bei der Alm ist entspannt. LäuferInnen ziehen sich um, versorgen sich mit Essen und Getränken, liegen in der Sonne, machen eine Verschnaufpause im Schatten. Es gibt hier sogar eine richtig Toilette, die ich gerne aufsuche. Danach wasche ich mein Gesicht mit sauberem Leitungswasser – eine Wohltat, denn die rund 10 Stunden, die ich schon unterwegs bin, haben bereits ordentliche Salzspuren hinterlassen. Jetzt ist es außerdem Zeit für Sonnencreme. Sollte ich mein Shirt wechseln? Bisher hatte ich gedacht, dass das überbewertet wird, weil man sowieso schnell wieder ins Schwitzen kommt. Schließlich mache ich es doch und bin heilfroh darüber. Wie ein neuer Mensch komme ich mir nach dem kurzen Spa-Programm vor. Trinkblase auffüllen, ein Stückchen Laugenstangerl, ein paar Soletti und Tomaten. Leider auch hier ohne Salz und Käse gibt es auch nicht mehr. Sehr bedauerlich! Nachdem ich meine Stirnlampen im Drop Bag verstaut habe und dafür meine Gels mitnehme, mache ich mich gemütlich auf den Weg. Frisch und munter, den Mund noch halb voll, lächle ich der Helferin an der Weggabelung vor der Alm zu, die ich vorher schon gesehen habe. „Viel Spaß weiterhin“ ruft sie mir nach.

Frisch und munter geht es weiter

Stars zum Anfassen

Vorbei an den Kühen führt mich der Weg immer weiter hinauf. Es geht über Steinfelder und durch Latschenwälder. Das Gelände wird hochalpin und die Aussicht fantastisch. Bei den Bergabpassagen könnte ein Fehltritt verheerende Folgen haben, so steil wie es da runter geht. Da meine Konzentrationsfähigkeit schon etwas nachlässt, lasse ich es ruhig angehen und setze meine Schritte bedächtig.

Irgendwann sollte die Abzweigung kommen, wo sich die Strecke der K85 von K110 trennt. Habe ich sie verpasst? Bin ich noch am richtigen Weg? Laut Streckenprofil müsste die Abzweigung hier irgendwo sein. Weil ich immer längere Zeiten alleine unterwegs bin, überkommen mich Zweifel. Aber ich laufe weiter und schließlich kommt doch irgendwann der nächste Streckenposten. Er versichert mir, dass ich am richtigen Weg bin und deutet mir, dass es jetzt „da rauf“ geht. Der höchste Punkt des Rennens ist kurz vor mir, nur noch einen extrem steilen Anstieg entfernt. Die Sonne knallt auf den Hang, Schatten ist Mangelware und schnell bin ich ziemlich k. o. Leider spüre ich schön langsam auch ein flaues Gefühl im Magen. Zahlreiche Wanderer kommen mir entgegen und ich bin froh, dass mich keiner von ihnen bergauf überholt. Bei meinem Tempo wäre das leicht möglich.

Vereinzelt sehe ich Trailrunner den Hang herunterrasen. Das müssen die Profis sein, die sich für die anstehende Trailrunning WM mit der Strecke vertraut machen. Sie feuern uns, die sich ganz offensichtlich hinauf quälen, begeistert an. „You are doing a great job! Go on! Look forward to the downhill. It’s coming soon and it’s amazing“ ruft mir einer im vorbeilaufen zu und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Bei denen sieht alles so leichtfüßig aus, während ich mich so schwerfällig fühle und kaum voran komme. Oben werden wir mit Kuhglocken und Zurufen angefeuert und ich schaffe es, den motivierenden Streckenposten anzulächeln. Hier ist nun auch die Trennung zwischen den beiden Strecken, endlich. Ein weiteres Zwischenziel ist erreicht und ebenso der höchste Punkt mit 2118 m.

Wait for me

Ich überhole zwei Wanderer, die sich ungläubig darüber unterhalten, dass wir schon seit Mitternacht unterwegs sind (aktuell ist es ungefähr Mittag). „Kann ich dir irgendwas geben? Brauchst du Wasser? Eine Manderine vielleicht? Oder Traubenzucker?“ bietet er mir an. Ich lehne dankend ab und gehe weiter. Mittlerweile ist mir nicht mehr flau im Magen, sondern eher schlecht. Immerhin erst jetzt, versuche ich mich selbst aufzumuntern.
Bergab bin ich langsamer unterwegs als gewünscht, aber das Gelände ist steil und der Weg sandig und steinig und ich möchte keinen Sturz riskieren. Meine Beine fühlen sich zwar noch halbwegs stark an, aber ich merke deutlich, dass mein Kopf zunehmend müder wird. Volodymyr, einer meiner Mitstreiter, ist schon eine ganze Weile kurz vor mir, doch nun wird der Abstand zu ihm immer größer. „Volodymyr, wait for me“ rufe ich ihm in Gedanken mehrmals nach. Zum Glück habe ich mich noch so im Griff, dass ich es nicht wirklich laut ausspreche 😉

Nachdem ich die Bergstation des Birgitzköpfellifts passiere, geht es über das erste und einzige Schneefeld. Vor mir waren schon viele hier unterwegs, daher sind die Fußspuren fest und sicher und es ist schnell geschafft.

In Verzug

Ab nun geht es viele hunderte Höhenmeter bergab. Bald ist der Boden weniger sandig und ich kann endlich flotter laufen. Nun tut schon alles etwas weh. Nicht nur verschiedenste Stellen an den Beinen, sondern auch der Rücken, der Bauch, der überhitzte Kopf,… Oft schaue ich auf die Uhr, die mir zeigt, dass meine Zeit mittlerweile nicht mehr ganz so gut ist. Das technische Gelände hat mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Ich werde also doch nicht früher als erwartet im Ziel sein. Meine Mama muss länger auf mich warten. Das ist im Moment meine größte Sorge.

Nach etwa 68 km erreiche ich die Mutterer Alm, wo ein reges Treiben herrscht. Ich finde das Versorgungszelt anfangs zwischen den vielen Bikern, Wanderern, Sonnenschirmen und dem ganzen Trubel gar nicht. Blöderweise steht es verkehrt und unbeschildert da. Schließlich finde ich es doch und es lächeln mir zwei freundliche Damen entgegen. Auf der Treppe neben mir sitzen zwei Läufer im Schatten. Beide kenne ich schon von unterwegs. „Leider haben wir nicht mehr das volle Angebot“ heißt es auch hier. Ärgern bringt in diesem Zustand nichts mehr. Im Nachhinein betrachtet halte ich es jedoch für eine Zumutung, dass bei einem Trailevent auf Strecken von über 90 bzw. 110 km die Labestationen nicht ordentlich bestückt sind. Immerhin gibt es hier Salz, in das ich das Stückchen Laugenstangerl eintauche, weil ich nichts anderes finde. Ich nehme mir ein paar Kleinigkeiten mit und esse sie, während ich zurück auf die Strecke gehe. „Ich bin leider langsamer als ich wollte“ jammere ich ins Handy, nachdem meine Mama abgehoben hat, und informiere sie, wann ich in etwa in Kranebitten sein werde. Mein nächstes großes Zwischenziel ist unser Treffen dort.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Der Weg führt jetzt steil nach unten auf einem Trail, auf dem sich normalerweise Biker hinunterstürzen. Unvorstellbar für mich. Aber zum Laufen geht es ganz gut und ich beiße die Zähne zusammen, weil jeder Schritt ein bisschen schmerzt. Ich lauschen den Kuhglocken und fühle mich, als würden sie mich ins Tal hinunter läuten. Unten angekommen spüre ich, dass sich die Hitze am mittlerweile frühen Nachmittag in ihrer vollen Pracht zeigt. Die Luft steht und ich greife immer öfters zu meinem Trinkschlauch. Auf einem Feldweg treffe ich plötzlich auf eine riesige Gruppe von LäuferInnen, die nicht zu enden scheint. Ich komme mit den TeilnehmerInnen der kürzeren Strecken zusammen, die alle noch frisch aussehen. Anfangs bin ich sehr froh, nicht mehr so alleine herumzulaufen. Es tut gut, sich von den anderen mitreißen zu lassen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Doch bald merke ich, dass mein „Leid“ etwas größer ist und ich weder beim Tempo noch bei der Fröhlichkeit der anderen mithalten kann. Als der Weg kurzzeitig so eng wird, dass Überholen unmöglich ist, lasse ich die anderen eine Weile vorbei, weil ich alle aufhalten würde. Doch irgendwann muss ich auch durch, sonst stehe ich hier noch ewig. Mir ist so heiß und meine Freude ist groß, als am Wegrand ein Brunnen auftaucht, in dem ich meine Arme untertauche und Wasser über meinen Kopf schütte. Wie angenehm. So geht es eine Weile bergauf und bergab und ich stelle vermehrt fest, dass das aufgezeichnete Höhenprofil nicht mit der Realität übereinstimmt.

Zur Ablenkung schaue ich zwischendurch auf mein Handy und bin von jeder Nachricht, mit der mir Mut und Kraft geschickt wird, überwältigt. Zum Antworten bin ich allerdings zugeschafft.

Hitzige Zeiten

„Unglaubliche Leistung“, „Weiter so“, „Du bist super, Theresa. Es ist nicht mehr weit“. An der Farbe meiner Startnummer erkennen die LäuferInnen um mich herum immer wieder, dass ich schon ein ganzes Weilchen unterwegs bin und hier eher als „Fremde“ in ihrer Gruppe gelte. Ihr Zuspruch und die motivierenden Worte sind unglaublich berührend. Ich lächle ihnen dankend zu, kann aber nicht allzu viel sagen. Dafür habe ich keine Kraft mehr. Die Verpflegungsstation Kranebitten, die ich schon lange herbeisehne, ist irgendwann nur noch wenige hundert Meter weg. Auf dem Feldweg knallt die Sonne herunter, kein Lüftchen weht und mein Körper glüht. „Du bist spitze. Jetzt musst du nur noch mental durchhalten!“ ruft mir eine Frau zu. Tränen kommen mir in die Augen. Das ist jetzt wohl die größte Aufgabe. Aber nach einer kurzen Pause, ein bisschen was zu essen und einen Drücker von meiner Mama wird es sicher besser gehen, beruhige ich mich selbst. Schließlich biege ich zur Verpflegungsstation ein, die auf einem Feld aufgebaut ist. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe: Unzählige LäuferInnen stehen in der prallen Sonne und warten, bis sie ins Zelt kommen, um sich was zu essen und zu trinken zu holen. „Wenn ich hier stehenbleibe, falle ich um“, rufe ich meiner Mama verzweifelt zu. Hier in der Hitze zu warten, bis ich rein darf, ist für mich völlig ausgeschlossen. Zum Glück fällt mir noch ein, dass ich die Zeitnehmungsmatte überqueren muss, die beim Eingang des Zelts aufgebaut ist. Ich schiebe mich an den anderen vorbei, gehe darüber, und bin auch schon wieder weg. Ich falle meiner Mama in die Arme und bin unendlich froh, sie zu sehen. Gleichzeitig bin ich verärgert. Total fertig gehe ich weiter, meine Mama begleitet mich dabei bis zu ihrem Auto. Mit ihr zu reden tut gut und ist eine willkommene Abwechslung. Schließlich verabschieden wir uns mit einer Umarmung. Es sollten noch ca. 12 km und 500 hm bis zum Ziel sein. Die werde ich auch noch irgendwie schaffen.

Es geht wieder ziemlich steil bergauf und es fühlt sich an, als hätte die Hitze gerade ihren Höhepunkt erreicht. Alle kämpfen sich nach oben, suchen jedes kleine Fleckchen Schatten, bleiben immer wieder stehen. Manche sitzen auch blass am Wegrand. „Wenn du das heute schaffst, musst du sowas vielleicht nicht wieder machen“ sage ich in Gedanken zu meinem Körper. Und ich schleppe mich weiter den Steig hinauf. Ein paar Mal teste ich die Taktik mit dem Stehenbleiben zwischendurch, doch weil ich mich dabei auch nicht besser fühle, gehe ich weiter. Bei dem Tempo muss ich zwar aufpassen, dass ich nicht das Gleichgewicht verliere – so langsam setze ich einen Fuß vor den anderen – aber jeder Schritt bringt mich immerhin einen Schritt näher zum Ziel.

Gewitterstimmung

Weit kann es nicht mehr sein. Irgendwann zeigt meine Uhr schließlich die erhofften 4000 hm an, was für mich bedeutet, dass die Höhenmeter geschafft sind. Der Blick aufs Höhenprofil bestätigt meine Annahme ebenso. Es wird also bald Zeit für den „Schlusssprint“, denke ich erleichtert. Doch es sollte anders kommen als erwartet. Anstatt dass sich der Weg irgendwann endlich einmal nach unten schlängeln würde, geht es entweder unendlich weit flach durch den Wald, oder es geht bergauf. Immer weiter bergauf. Und immer weiter durch den Wald. Mittlerweile bin ich wieder so gut wie alleine unterwegs, weil sich die Strecken wieder getrennt haben. Ich höre das erste Donnergrollen und es dauert nicht lange, bis ich die ersten Tropfen spüre, das Donnern immer lauter wird und nun auch die ersten Blitze zu sehen sind. Und der Weg geht immer weiter bergauf und zwischendurch flach durch den Wald. Ich kann es nicht fassen. Bin ich hier überhaupt noch richtig? „Ja“ zeigen mir die Markierungen sehr deutlich. Mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut stapfe ich durch den Wald und als es mir irgendwann zu nass wird, ziehe ich meine Regenjacke an.

Schokolade hilft immer

Der Drang, einfach aufzugeben, wird immer größer. Mittlerweile sind es weit über 4000 hm und schon mehr als 87 km. Wenn die eingezeichnete letzte Verpflegungsstation doch noch kommt, würde die Strecke auch länger als angekündigt sein. Aber aus diesem Wald muss ich sowieso irgendwie hinaus, abholen wird mich hier niemand. Also kann ich auch weitermachen. Meine Mama tut mir Leid, weil sie länger auf mich warten muss als gedacht. Irgendwann beginnt ein Downhill und ich hoffe insgeheim, dass es der letzte für heute ist. Plötzlich sehe ich durch die Bäume hindurch die letzte Verpflegungsstation auftauchen. Zahlreiche LäuferInnen tummeln sich dort. Sie haben den stärksten Regen unter einem Vordach abgewartet. Ich nehme mir eine ganze Reihe Schokolade und fülle meinen Becher mit Cola. Ab jetzt sind mir alle Vorsätze egal. Ich brauche Zucker – nicht zuletzt für meine Nerven. Zwei Stücke in den Mund, zwei Stücke für später einschieben. Und weiter. Die Forststraße führt flach nach vorne und nach einer Weile zeigt der Pfeil – wie könnte es anders sein – links weg, natürlich wieder bergauf. Ich habe mittlerweile keine Erwartungen oder Hoffnungen mehr und nehme es ein bisschen gelassener als vorhin. Doch der Läufer vor mir, der die Abzweigung übersehen hat und geradeaus weitergeht, verdreht verzweifelt die Augen, als ich ihm zurufe, dass wir links rauf müssen. Ich treffe auf eine weitere Gruppe und erkundige mich, was ihre Uhren anzeigen. Sie würden von den Daten her ebenfalls bereits im Ziel sein.

Und plötzlich ist das Ende in Sicht

Aber es hilft alles nichts, wir müssen hier durch. „Jetzt geht es wirklich nur noch bergab“, muntert mich ein Streckenposten mitfühlend auf. Wahrscheinlich hat er meinen verzweifelten Blick schon von weitem gesehen. „Wissen Sie, wie viele Kilometer es noch sind?“ „Zwischen 4,1 und 4,2!“ Ich bedanke mich für die kompetente Auskunft. Um sicher zu gehen, stelle ich mich auf 5 km ein. Und tatsächlich. Der Weg führt nach unten, der Stadt entgegen. Weder flach noch bergauf. Nur nach unten. Mit jedem Höhenmeter, den ich verliere, gewinne ich an Motivation und Zuversicht. Und irgendwann ist es eindeutig: Ich komme auf den Weg zurück, den ich letzte Nacht bereits bergauf gegangen bin. Und jetzt weiß ich es ganz sicher, dass ich auf der Zielgeraden bin. Und dass ich das Ziel erreichen werde. Ich stecke die zwei mitgenommenen Stückchen Schokolade in meinen Mund, lächle in mich hinein und lege an Tempo zu. Die Strapazen des Laufes sieht man uns allen deutlich an. Kaum jemand läuft ohne ein kleines Humpeln, Fluchen oder komische Verrenkungen der Stadt entgegen. Doch ich beiße meine Zähne zusammen und beginne, einen nach dem anderen zu überholen, bis ich schließlich den Inn überquere und das letzte flache Stück vor mir habe. Ich gehe nochmal ein paar Meter, trinke, richte meine Startnummer in Position. Und auf geht’s. Die Lautsprecherdurchsagen und die Musik werden immer lauter. Die Menschen am Straßenrand feuern uns kräftig an. Ich überquere die Straße und laufe am Park entlang, in dem unzählige TeilnehmerInnen und Begleitpersonen applaudieren, zurufen, herumspringen und mir damit eine enorme Kraft geben. Gänsehaut steigt mir am gesamten Körper auf. Das Lachen in meinem Gesicht wird immer breiter. Ich laufe in die Zielarena ein, die letzte Kurve und schließlich ist er vor mir, der unendlich lang ersehnte Zielbogen.

Zieleinlauf 🙂

Ich habe es geschafft. Nach 17 Stunden und 24 Minuten ist es vollbracht und ich komme als 8. Dame ins Ziel. Nachdem ich die Medaille um den Hals gehängt bekomme, sehe ich meine Mama am Absperrgitter stehen, falle ihr um den Hals und kann die Tränen in den Augen nicht mehr zurückhalten. Ich bin unendlich erleichtert. Und ich spüre, dass ich damit nicht die einzige bin.

Geschafft!!! 🙂

Schlussgedanken

Letztendlich habe ich eine Strecke von 93,6 km und 4426 hm zurückgelegt. Auf den ersten Blick mag das kein großer Unterschied zu den angegebenen 91,6 km und 4020 hm sein, doch bei einem Rennen, bei dem man sich einer derartig großen Herausforderung stellt, ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass man sich auf Fakten verlassen kann. Nicht nur körperlich, sondern auch mental ist es extrem fordernd und wenn ich mich auf 4020 Höhenmeter einstelle, ist es nicht einfach, weitere 400 Höhenmeter zu überwinden. Wäre das von Anfang an bekannt, wäre das kein Problem. Außerdem halte ich es für wichtig, dass die Höhenprofile mit der Realität übereinstimmen, was hier leider nicht immer der Fall war. Ich habe im Anschluss mit einigen TeilnehmerInnen der anderen Distanzen gesprochen und alle haben von denselben Problemen berichtet.

Nichtsdestotrotz bin ich unendlich froh, mich dieser Herausforderung gestellt und sie bewältigt zu haben. Es ist schwer zu beschreiben, welche Gedanken und Emotionen man während und nach dem Rennen verspürt und auch Tage danach begleiten mich die Eindrücke noch sehr intensiv.

Ob ich mein Angebot an meinen Körper, dass er das vielleicht nicht noch einmal ertragen muss, wenn ich es diesmal schaffen würde, wirklich einhalten kann? Wir werden sehen… 😉

Mozart100 Ultra – Noch nie bin ich länger und weiter gelaufen

Fuschlsee Promenade

“Schaffe ich das wirklich? Ich kann nicht mehr” brachte ich so halbwegs heraus. “Natürlich! Es ist nicht mehr weit. Ich glaub an dich und deinen Körper! Du schaffst das!” hörte ich meine Schwester durch mein Handy am Ohr. Genau das habe ich bei Kilometer 69 des Mozart100 Ultra gebraucht. In diesen Minuten wollte ich nämlich wirklich nur mehr, dass das ein Ende findet.

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Teamausflug zum Welschlauf in die Südsteiermark

Raceteam am Start

Ein Teamausflug mit dem Schwarzach Trail Raceteam zum Welschlauf – einem Marathon entlang der Südsteirischen Weinstraße. So kann die Rennsaison starten 🙂

Es klang sehr verlockend: Der Welschlauf sei mehr als nur ein Laufwettbewerb, er sei ein Familientreffen, ein Wochenende mit Freunden und Gleichgesinnten, dazu eine wunderschöne Landschaft, gut gelaunte Einheimische und ja, natürlich auch ein gutes Gläschen vom namen-gebenden Wein.

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Die Könige von Sportgastein – Abenteuer im Nationalpark Hohe Tauern

Es war im Juli 2021, als ich erstmals das Schareck und damit auch meinen ersten 3000er bestieg. Das Glücksgefühl am Gipfel war unglaublich groß, war es doch schon seit langer Zeit ein Ziel von mir, das ich aber nie ernsthaft in Angriff genommen habe.

Im selben Sommer, einige Wochen später, hat mir Viktor wieder von seiner Tour erzählt – vom Schareck bis zur Hohen Geisel, 7 Gipfel auf einen Streich, wobei 6 davon zum Gipfelkranz gehören. Fasziniert davon dachte ich, dass ich sie auch IRGENDWANN einmal machen möchte, fühlte mich aber eigentlich noch nicht genug vorbereitet dafür. Dieses IRGENDWANN kam dann aber früher als gedacht, denn zwei Tage später saß ich im Auto auf dem Weg nach Sportgastein – vollgepackt für diese unglaubliche Herausforderung, die mir bevorstand. Das Wetter stimmte, wir hatten Zeit, worauf also warten? Es klang alles ganz einfach.

Das Abenteuer beginnt

Die Anspannung konnte man mir glaube ich direkt in den Augen ablesen. Ich muss zugeben, dass ich wirklich etwas beunruhigt war, vor allem, weil ich nicht wirklich eine Vorstellung davon hatte, was mich in den nächsten Stunden erwarten würde.

Sonnenaufgang in Sportgastein

Vom Parkplatz und unserem Startpunkt aus sah man die gesamte Tour auf einen Blick. Eigentlich gar nicht so weit, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Das werde ich wohl irgendwie schaffen. Und gleichzeitig bekam ich bei diesem Anblick weiche Knie, fühlte mich angesichts dieser mächtigen Berge, die eine solche Kraft und Erhabenheit ausstrahlten, ziemlich klein. Aber es war entschieden und das Abenteuer sollte beginnen. 

Auf dem Ostgrat Richtung Schareck

Der erste Abschnitt war mir Dank der Tour kurz zuvor schon bekannt: Hinter der Pottingerhütte folgten wir dem markierten Steig hinauf Richtung Aperes Schareck, wo eine Passage mit Seilen zu überwinden ist. Hier war Kraxeln angesagt, was mir aber keine Schwierigkeiten machte. Weiter über das Schareckkees erreichten wir bald die Baumbachspitze. Von dort waren es nur mehr wenige Meter zum Gipfelkreuz des Scharecks (3122 m). Der erste Gipfel und die ersten rund 1600 Höhenmeter waren geschafft.

Blick zum Schareck


Wenn man selbst auf einer Hochtour unterwegs ist und den Gipfel im Schweiße seines Angesichts erreicht, ist es immer ein eigenartiges Gefühl, wenn man dort oben auf die Gäste trifft, die mit der Bergbahn auf der anderen Seite hinaufgefahren sind. Ein kleines Stück teilten wir den Weg somit mit Wanderern in leichten Sportschuhen. Diese Irritation gab mir allerdings auch ein bisschen das Gefühl, dass wir noch nicht völlig auf uns allein gestellt waren. Wir waren noch in der Zivilisation. Noch konnte ich ganz leicht mit der Bahn zurück ins Tal fahren und alles war gut. Aber es ging natürlich weiter. Wir waren ja gerade erst am Anfang.

Ein Teil der Tour im Blick – Weinflaschenkopf und Schlapperebenspitze
Am Weg zum Weinflaschenkopf

Kein Weg zurück

Der Weinflaschenkopf (3006 m) war das nächste Ziel, zu dem wir zu Beginn auf einem Steig gingen, der gar nicht so ausgesetzt schien, wie ich dachte. An einer für mich ersten Schlüsselstelle – eine steile Rinne, in der man nicht wirklich stehen konnte, weil loses Gestein nur so nach unten rieselte und einen festen Tritt unmöglich machte – klammerte ich mich mit meinen Händen an Felsblöcken fest und wusste kurzzeitig nicht, wie ich weiterkommen sollte. Irgendwie klappte es dann doch und kurz danach kam uns ein Mann entgegen. Wow, der hat die Runde schon hinter sich, dachte ich fast ein wenig neidisch. Es stellte sich allerdings heraus, dass er “nur” bis zum Weinflaschenkopf gewandert war und dort umgedreht hatte. Es stellte sich auch heraus, dass er die letzte Person war, die wir für den Rest des Tages sehen würden. 

Bald war der Weinflaschenkopf erreicht und ich fühlte mich gut. Der Ausblick war hier heroben sehr konträr. Links das Nassfeld in seiner Natürlichkeit, mit traditioneller Almwirtschaft am Talboden und menschenleeren Bergen. Rechts das Skigebiet am Mölltaler Gletscher mit Liftanlagen, Pisten und vielen Touristen.

Weinflaschenkopf

Nach einer Trinkpause ging es weiter. Wir hatten besprochen, dass nun eine “interessante” Stelle kam, doch wenn wir die geschafft hatten, wurde es nicht mehr schlimmer. Wir besprachen auch, dass wir danach nicht mehr zurück konnten. Das war zu schwierig. Wir kamen langsam aber stetig voran. Wenn wir nicht wussten, wie es hinter einem Felsen weiterging und ob ich lieber oben drüber oder seitlich vorbei kraxeln sollte, schaute Viktor voraus. Dann gab er mir dann das OK für den einen oder anderen Weg. Ich erinnere mich noch an einen ziemlich großen, glatten Felsblock. Er zeigte mir zunächst eine Technik, wie ich an diesem problemlos entlang gehen konnte. Auf der anderen Seite, die für mich zu hoch zum Springen war, bot er mir mit seinem Knie eine Stufe an, die ich dankend annahm. Die “Schlüsselstelle” war somit geschafft und ich konnte ein bisschen durchatmen.

Nicht zu viel nachdenken, alles „kein Problem“

Das Gute am menschlichen Wesen ist, dass man sich meist nur an die positiven Dinge erinnert und die negativen schneller vergisst. Das dürfte wohl eine Art Selbstschutz sein. Es ist sicher gesund für Geist und Seele, wenn das Positive mehr Gewicht bekommt. Bei einer Bergtour wie dieser ist es jedoch nicht immer hilfreich, wenn man sich an die schwierigen Passagen nicht mehr so gut erinnert und nur eine Schlüsselstelle im Kopf hat. Möglicherweise war das damals das “Schlimmste”. Allerdings sollte man sich auch an die anderen zahlreichen Stellen erinnern, an denen man gut überlegen muss, wo und wie man den nächsten Schritt setzt, um nicht abzustürzen. Jedenfalls hat sich für mich bald herausgestellt, dass mein Durchatmen zu früh angesetzt war. Rückblickend könnte ich eigentlich die ganze Wanderung als eine große Schlüsselstelle bezeichnen 😉

Kurz vor der „Schlüsselstelle“

Irgendwann beschloss ich, mir beim Anblick der nächsten Meter keine Gedanken mehr zu machen. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass ohnehin alles so aussah, als ob man da unmöglich gehen konnte. Also warum sollte ich mir den ganzen Tag über Sorgen machen? Solange Viktor “kein Problem” mit einer faszinierenden Gelassenheit sagte, war ich beruhigt. Das redete ich mir zumindest fest ein, denn Unsicherheit oder gar Angst waren hier oben ganz und gar nicht angebracht. Ich wusste – wenn ich einmal in Panik geraten würde, könnte ich keinen Schritt mehr weiter. In einem Gebiet, in dem es links und rechts fast senkrecht hinuntergeht, man von steinigen, steilen Hängen und Felsen umgeben ist, konnte das nur mit dem Hubschrauber enden. Und das war natürlich keine Option. Also durchatmen und weiter. 

Das nächste Ziel war die Schlapperebenspitze mit einer Höhe von 2973 m – ein Gipfel, den man nicht wirklich als solchen erkannte. Allerdings kann ich mich noch gut an das Gipfel-Snickers erinnern, das wir kurz danach gegessen haben. 🙂
Wie bereits erwähnt – an das Schöne erinnert man sich leichter. 🙂

Auf der Schlapperebenspitze
Blick auf den bereits zurückgelegten Weg

Während der kurzen Pause hatten wir einen guten Blick auf den Sparangerkopf (2915 m).

Blick auf den Sparangerkopf

Auf diesen Gipfel macht man einen seitlichen Abstecher vom “Hauptweg”, das heißt man hat denselben Hin- und Rückweg. Von unserem Rastplatz aus ging es zunächst über einen steilen Hang aus losem Gestein hinunter bis zu einer Scharte. Dann begann der Weg zum „Sparanger“. Einige Höhenmeter ging es weiter bergab, bevor es nach einer kleinen Scharte wieder ziemlich steil hinauf ging. 

Fasziniert von Steinen

Im Laufe des Tages stellte ich fest, dass Steine nicht gleich Steine sind: Es gibt große, unbewegliche Steine, die Sicherheit ausstrahlen; mittelgroße, an denen man sich gut festhalten kann; kleinere, denen man nicht trauen sollt. Und dann gibt es sehr viele ganz kleine, flache, die bei jedem Schritt, den du setzt, in die Tiefe rieseln. Letztere sind nicht meine Lieblingssteine, doch im Laufe dieses Tage lernte ich, mit ihnen umzugehen. Ich hatte keine Wahl. Wenn man auf so einem Untergrund einen Schritt geht, muss man ihn mit voller Überzeugung setzen. Nicht zaghaft, sondern fest hinsteigen. Diesen Tipp beherzigte ich sehr und es funktionierte tatsächlich.

Und dann zeigen sich diese Steine in einer faszinierenden Farbpalette, in unzähligen Farbtönen von weiß über grau bis braun und beinahe schwarz, glänzend und matt, gesprenkelt, gestreift, mit glatter, rauer oder scharfkantiger Oberfläche – man könnte Bücher damit füllen, alle zu beschreiben. Besonders auffällig waren jedoch türkis schimmernde Steine, die wir nur am Sparangerkopf gesehen haben, so als hätten sie sich speziell auf diesem Berg angesiedelt. Doch nun zurück zur Tour.

Oben angekommen war ich begeistert, bereits den 4. Gipfel erreicht zu haben. Die Hohe Geisel, der letzte von heute, war mir schon bekannt, also hatte ich nur mehr 2 Unbekannte vor mir, das würde ich auch noch schaffen. Die Aussicht ins Nassfeld hinunter war fantastisch und der flache Rücken dieses Gipfels gab mir Sicherheit. Ich konnte mich etwas entspannen und ließ meinen Blick über die unendliche Weite schweifen. Der Alltag war hier heroben weit weg und das genoss ich sehr.

Fantastische Aussicht vom Sparangerkopf…
… der sogar ein Gipfelkreuz hat 🙂

Runter übern Schnee zum See

Nach einer kurzen Fotopause traten wir den Rückweg an und bald waren wir wieder an der Scharte angekommen, an der wir den Abstecher begonnen hatten. Nun war schon der kleine, tiefblaue See zu sehen, an dem wir die nächste Rast machen wollten. Er war zum Greifen nahe, uns trennte nur ein Schneefeld und dahinter ein steiniger Hang, der aber relativ einfach zu gehen war.

Schneefeld mit der steilen Einstiegskante

Mehr Sorgen machte uns das Schneefeld: Steinhart und mit einem fast senkrechten Einstieg wussten wir nicht so recht, was wir machen sollten. Wir gingen das gesamte Feld ab, fanden aber nirgends eine Stelle, wo wir einsteigen konnten. Seil oder Steigeisen hatten wir nicht dabei, also blieb uns nur eine Möglichkeit: Wir befreiten uns von unserem Gepäck und Viktor wagte sich vorsichtig ins Feld, um hinunter zu rutschen. Ich wurde beim Zuschauen nervös, aber bald stellte sich heraus, dass es ganz gut funktionierte und der Schnee zum Bremsen nicht zu hart war. Angesichts der scharfkantigen Felsblöcke, die sich am Ende des Schneefelds auftürmten, war das durchaus eine beruhigende Feststellung. “Kein Problem” rief er herauf. Diese zwei Worte waren an diesem Tag die besten, die ich hören konnte.

Der restliche Weg bis zum See (ich denke er heißt Schlapperebensee, bin aber nicht sicher) war gut zu bewältigen und es erwartete uns ein unglaublich schönes Plätzchen, völlig unberührt und still. Die Sonne glitzerte im Tiefblau des Wassers und das einzige, was man hörte, war das Plätschern eines Baches, der sich seinen Weg zwischen und unter den vielen Steinen bahnte. Dort füllten wir unsere Wasserflaschen auf, nachdem wir zuvor unsere Füße im See abgekühlt und Jausenbrote verzehrt hatten. Die Erfrischung und Ruhe tat gut, unsere Speicher waren wieder aufgefüllt und es ging weiter. 

Schritt für Schritt

Die nächsten Höhenmeter Richtung Murauerkopf (2988 m) waren anstrengend, aber technisch nicht schwierig. Es war zum Glück nicht mehr ganz so heiß, weil mittlerweile Wolken aufgezogen waren. Der Wetterbericht hatte für den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein und wolkenlosen Himmel angekündigt. Doch es war bereits Nachmittag und ob sich in der Zwischenzeit an der Vorhersage etwas geändert hatte, wussten wir nicht. Internet und Handynetz waren hier heroben Mangelware.

Wir querten wieder steile, steinige Hänge. Mit jedem Schritt löste ich ein “Hinunterrieseln” aus. Das beunruhigte mich nicht mehr so sehr wie am Morgen; einerseits, weil ich es mittlerweile schon gewohnt war, andererseits war ich schon etwas müde und ich glaube mein Körper schonte automatisch meine Kräfte. Sich über etwas Sorgen zu machen, das man nicht ändern konnte, war Energieverschwendung. Schweigend ging ich voran. In meinem Kopf sang ich schon den ganzen Tag den Refrain von “Schritt für Schritt” – zumindest die ersten paar Worte. Den Rest kannte ich nicht. Ich kenne eigentlich den ganzen Song nicht so wirklich. Aber wir hatten den ganzen Tag darüber gesprochen, dass wir einfach Schritt für Schritt gehen mussten. Dann könnten wir jede noch so schwierige Stelle meistern. Und das hat mir scheinbar irgendwie dieses Lied in den Kopf gezaubert. Falls es jemand nachhören möchte, hier das Link zum Video 😉

Hin und wieder gab es Passagen, an denen ich kurze Zeit nicht wusste, wie ich sie hinter mich bringen sollte. Aber es ging alles irgendwie. In meinem Kopf war neben dem “Schritt für Schritt”-Song mittlerweile nur mehr Platz für den Gedanken an ein Gipfel-Snickers auf der Hohen Geisel und einen sauren Radler auf der Hagener Hütte. Unsere Idee, noch bis zur Mindener Hütte weiterzugehen, hatte wir bereits vor einer Weile verworfen. Es würde sich zeitlich nicht ausgehen und ich wusste, dass es auch körperlich für mich nicht mehr wirklich möglich sein würde.
Voll und ganz konzentriert auf jeden nächsten Schritt, den ich setzte, merkte ich nicht, dass es am Himmel immer dunkler wurde. Als wir schließlich den Murauerkopf erreichten, war ich glücklich, aber ausgelassen freuen konnte ich mich nicht. Das Wetter beunruhigte uns nun schon mehr und wir wollten keine Zeit verlieren. Fast hätten wir sogar das Gipfel-Selfie vergessen.

Murauerkopf

Der letzte Gipfel – die Hohe Geisel

Die Hohe Geisel hatten wir fast die ganze Strecke über gesehen und auch jetzt war sie zum Greifen nahe. Doch obwohl wir mittlerweile schon seit rund 11,5 Stunden unterwegs waren, war sie immer noch ein gutes Stück weg.

Der Himmel färbte sich immer mehr in Richtung Regen- und Gewitterwolken, weshalb wir so flott wie möglich weiter gingen. Der Hintere Geiselkopf wurde nur mit einem schnellen Gipfel-Selfie gewürdigt – was sein muss, muss sein – bevor wir die letzten wenigen Höhenmeter in Angriff nahmen.

Am Hinteren Geiselkopf sieht man uns die Erschöpfung schon ein bisschen an, aber wir können noch lachen 😉
Die Hohe Geisel vor uns

Mächtig stand das Gipfelkreuz der Hohen Geisel (2974 m) vor uns und es schließlich zu berühren, war ein unglaublich schönes Gefühl. Nun konnte ich wirklich durchatmen. Wir setzten uns kurz hin und genossen das atemberaubende 360°-Panorama während einem letzten Gipfel-Snickers für heute. Ein wahrhaftiger Pulsmoment!

Gipfel-Snickers 🙂

Wir spürten die ersten Tropfen, daher zogen wir unsere Regenjacken an und verpackten unsere Rucksäcke wasserfest. Nun ging ich – zum ersten Mal heute – voraus, weil mir der Weg ab hier bekannt war. Auf den nassen Steinen wurde es schnell rutschig und wir mussten vorsichtig hinuntersteigen. Aber das machte mir nichts mehr aus. In mir hatte sich eine Gelassenheit breit gemacht. Meiner Vorstellung nach konnte uns nichts mehr passieren. Ein Unwetter auf fast 3000 m Seehöhe ist natürlich eine gefährliche Situation, die man unbedingt vermeiden sollte, doch wir merkten bald, dass es “nur” ein Regenguss sein würde. Nach den Strapazen des Tages war das “Kein Problem” mehr für uns 😉

Müde und glücklich am Ziel

Die Hagener Hütte war bereits zu sehen und die Mischung aus Regenschauern, Sonnenuntergang und Wolken erzeugte eine mystische, kitschige Stimmung.

Schließlich – und ich konnte es kaum glauben – öffneten wir nach rund 14 Stunden die Hüttentür und ich war unendlich froh. 

In der gemütlichen Gaststube bestellten wir sofort zwei große saure Radler und etwas zu essen. Die Küche war eigentlich schon geschlossen und wir hatten auch keinen Schlafplatz reserviert. Doch die freundlichen Wirtsleute servierten uns Kaspressknödelsuppen und Topfen- und Apfelstrudel. Ein freies, geräumiges Zimmer stand ebenso für uns bereit. Für die Gastfreundschaft waren wir sehr dankbar!

Vor lauter Müdigkeit war ich leider nicht mehr sehr unterhaltsam, aber ich hörte den anderen gerne zu und genoss schweigend das köstliche Abendessen. 

In Gedanken war ich noch unterwegs auf den Königen von Sportgastein und damit auf 6 Gipfeln des Gasteiner Gipfelkranz 🙂 ganz fassen konnte ich es allerdings noch nicht, dass ich sie geschafft hatte.

Den Luxus einer Dusche genoss ich ebenso, auch wenn ich erst zu spät merkte, dass man für warmes Wasser Münzen benötigte. Diese nochmals zu holen, war mir zu mühsam, daher entschied ich mich für ein kalte, erfrischende Dusche, bevor ich bald unendlich erschöpft in meinem Bett einschlief.

Nächste Ziele

Man möchte meinen, dass man nach so einer Tour am nächsten Morgen nicht aus dem Bett zu kriegen ist, doch als ich munter wurde und feststellte, dass ich es zum Sonnenaufgang genau schaffen würde, musste ich einfach auf und hinaus. Es hat sich definitiv ausgezahlt. Ein Sonnenaufgang am Berg – jedes Mal ein Pulsmoment!

Und weil wir schon da oben waren, beschlossen wir, gleich noch 2 weitere Gipfel mitzunehmen. Das ist aber in einem der nächsten Blog-Artikel zu lesen 😉

Fazit zu den Königen von Sportgastein

Die Tour über die “Könige von Sportgastein” – wie sie berechtigterweise häufig genannt werden – war eine unglaublich beeindruckende und prägende! Technisch sehr anspruchsvoll zeigte sie mir deutlich (und auch auf die Gefahr hin, dass das „abgedroschen“ klingt, muss ich es trotzdem voller Überzeugung sagen), wie klein wir Menschen sind. Und wie unbeeindruckt Berge von uns wohl sein müssen. Wer hier mächtiger ist, ist keine Frage. Und so soll es auch sein.

Wer diese Tour machen möchte, sollte sich vorab unbedingt genau informieren, weil es keinen Steig und keine Markierungen gibt. Man befindet sich fast durchgehend in hochalpinem Gelände, weshalb Erfahrung in demselben, Orientierungsvermögen, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit unbedingt erforderlich sind. Aufgrund der Länge der Tour und aufgrund der fehlenden Abstiegsmöglichkeiten zwischendurch ist auf stabiles Wetter zu achten. Es gibt nur in der Nähe des Sees fließendes Wasser, weshalb ausreichend Flüssigkeit mitzunehmen ist. Weiters sollte unbedingt Hochtouren-geeignete Ausrüstung mitgenommen werden.

Alle Angaben entsprechen meiner persönlichen, subjektiven Erfahrung und es besteht kein Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten. Begehen auf eigene Gefahr!

Ötscher Ultra Trail 2020

Rauher Kamm

„Nur so zum nachdenken!?! Nachdem heuer ja kein gemeinsames offizielles Rennen bzw kein Ausflug möglich war, könnte der verschobene Ötscher Ultramarathon vielleicht ja was für uns sein, oder?“ lautete Ende August eine Nachricht auf meinem Handy.
70 Kilometer, 3000 Höhenmeter, 2 Tage, gemeinsam mit dem Schwarzach Trail Raceteam. Lange zögerte ich nicht und klickte auf „Anmeldung“…

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Schwarzach Trail in einer Ausnahmesituation

Race Team

01. November. Im vergangenen Jahr hatte dieser Tag nun bereits zum 4. Mal eine besondere Bedeutung. Die Anmeldung zum Schwarzach Trail 2020 wurde um 10.00 Uhr geöffnet. Ich war am Vormittag am Berg unterwegs und hatte deswegen erst am frühen Nachmittag Zeit, mich einzutragen. Startnummer 187. Das bedeutet, dass sich 186 Personen in den ersten wenigen Stunden seit der Öffnung bereits angemeldet hatten. Mehr braucht man zur Beliebtheit dieses Laufevents wohl nicht zu sagen… 🙂

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Ayers Rock – Wanderung um den heiligen Berg der Aborigines

In einer Zeit, in der #stayathome das Gebot der Stunde ist, wird mir schlagartig bewusst, dass ich in meinem Alltag vieles für selbstverständlich halte, das nun eine völlig andere Bedeutung bekommt. So etwa das Reisen. In unserer globalisierten Welt kann man mit dem nötigen Kleingeld jederzeit an jeden Ort reisen. Plötzlich jedoch bleibt kein Stein auf dem anderen und es heißt zunächst einmal zu Hause bleiben.

Eine Möglichkeit, diese Zeit gut zu nützen, ist die Erinnerung an vergangene Reisen niederzuschreiben und damit festzuhalten.
Einige PULSmomente an fremden Orten wie etwa Mallorca oder Budapest sind in meinem Blog schon zu finden.

Diesmal führt die Reise ins Outback von Australien 🙂

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