Trailrunning Camp am Gardasee

“In Torbole, auf unseren Traumtrails, bei guten Gesprächen, gutem Gelato, einem Bierchen, einem Espresso. Und viel Sonne, wenn bei uns noch der Schnee liegt.”
Das klingt für Ende März doch ganz wunderbar! Da sind wir gerne dabei! Schnell war das Trailrunning Camp am Gardasee gebucht. Es kam dann aber doch ein bisschen anders als erwartet…

Die Vorfreude auf das Lesercamp vom Trail Magazin war groß. Im Süden in der Frühlingssonne in Shorts zu laufen, während zu Hause noch die Skitourensaison läuft, war sehr verlockend.

Als der Termin näher rückte und alle Wetter-Apps nicht gerade vielversprechend klangen, taten wir das vorerst noch mit einem „die täuschen sich doch immer“ ab. Leider waren jedoch wir diejenigen, die sich täuschten. Und so wurden statt kurzer Laufröcke die Winter-Laufhose und die Regenjacke eingepackt.
Aber auch wenn das Wetter das Erlebnis maßgeblich beeinflusst, ist es natürlich nicht das wichtigste bei einem Trailrunning Camp. Laufen kann man schließlich immer und überall.

Gardasee im Frühling

Warum ein Trailrunning Camp?

Aber warum nimmt man eigentlich an einem Trailrunning Camp am Gardasee teil? Könnte man nicht einfach auch alleine irgendwo hinfahren und in der Gegend herumlaufen?

Das ist natürlich möglich und hat sicher seinen Reiz. Ein Hauptgrund war für mich jedoch, Gleichgesinnte zu treffen und ein paar Tage von einer Gruppe von Menschen umgeben zu sein, die in dieser Hinsicht sehr ähnlich ticken.
Im privaten Umfeld hat man nicht nur bzw. eher wenige Menschen ständig um sich, die es ebenso lieben, wochentags um 5.00 Uhr aufzustehen und seine Runde zu drehen, während die Welt noch schläft. Oder das Wochenende so zu planen, dass man auch einmal mehr als einen halben Tag auf seinem “Longrun” unterwegs ist. Oder einen Hügel 5 mal rauf und runter zu laufen, um die gewünschte Menge an Höhenmetern zu schaffen.

Auch ohne Scheue über blaue Zehennägel, Magenprobleme während Wettbewerben oder sonstige Wehwehchen zu sprechen, tut richtig gut. 

Und das mit eigentlich völlig fremden Menschen. Wenn man vom Frühstück bis zum Abendessen zusammen ist, lernt man sich natürlich relativ schnell kennen und die “Eckdaten” sind schnell abgesteckt. Wir waren ein völlig bunter Haufen – vom beruflichen Background über das Alter, die Herkunft sowie die Erfahrung am Trail.
Und doch waren wir hier alle irgendwie sehr ähnlich und bald eine eingeschweißte Gruppe. Bei solchen “intensiven” Erfahrungen geht es meist besonders schnell, sich näher zu kommen und ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Vor allem Tag 2 und 3 waren von Schnee, Kälte, rutschigen Trails und Wind geprägt. Auch wenn viele sicher schon Schlimmeres erlebt haben, war es doch eine gewisse Belastung und dann fallen meist relativ schnell die “Masken” ab. 

Gleich geht’s los!

Am ersten Tag im Rampenlicht

Am Mittwochabend ging es los mit einem kurzen Lauf auf einen kleinen Berg zwischen Torbole und Riva. Dafür konnten wir Testschuhe von Scarpa nutzen und diese Möglichkeit nutzte ich gerne. Nach einer kurzen Begrüßung dem Überreichen eines Goodie Bags waren wir auch schon unterwegs. Zwei flache Kilometer am See entlang, danach ein Trail bis zum etwa 300 hm zu einem Gipfelkreuz und dann eine Schotterstraße hinunter. Nachdem ich bergauf schon ziemlich schnaufen musste, war das Bergablaufen eine willkommene Abwechslung. Ich fühlte mich wohl und legte beim Tempo etwas zu.

Beim Aufstieg war noch alles gut…


Die neuen Schuhe waren sehr bequem, aber trotzdem dachte ich, dass ein bisschen Vorsicht nicht schaden würde, denn ich musste mich erst an sie gewöhnen… dachte ich und im selben Moment sah ich mich schon ausrutschen und im Schotter mit meinen Händen bremsen. So schnell konnte es also gehen und es Stand 1:0 zwischen der Kurve und mir. Handflächen, Unterarm und Ellbogen waren aufgeschürft und schmutzig und ich war ein bisschen durch den Wind. Schnell hatte sich um mich eine Gruppe gebildet, jeder fragte ob es mir gut gehe, ob ich was brauche, einer gab mir sein Wasser, um die Wunden ein bisschen abzuwaschen.
Aber ich hatte keine allzu großen Schmerzen und bald machten wir uns alle auf den Rückweg. 

Die Hilfsbereitschaft blieb noch lange aufrecht. Immer wieder fragt mich jemand, wie es mir gehe, ob ich Pflaster, Desinfektionsspray oder Bepanthen bräuchte. Das schätzte ich sehr, obwohl ich auch sehr froh war, dass ich das meiste dankend ablehnen konnte, weil es zum Glück nicht so schlimm war.

Schnee am Gardasee

Der zweite Tag führte uns ca. 22 km und 1500 hm vom Ledro See zurück nach Torbole. Am Vorabend konnten wir uns zwischen dieser und einer zweiten Runde in der Gegend von Arco entscheiden, die mit 400 hm etwas gemütlicher war. Unsere Gruppe, die am Ledro See startete, teilte sich bald nochmals in zwei kleinere auf – die schnellsten Camp-Teilnehmer kamen somit auch auf ihre Kosten und waren bald nicht mehr zu sehen 😉

An diesem Tag sollte ich zum ersten Mal die Bekanntschaft von Schnee am Gardasee machen. Das war was Neues 😉

… steil nach oben
Gipfel erreicht 🙂


Aber nichtsdestotrotz war es ein super Tag auf einer sehr abwechslungsreichen Strecke, wenig Aussicht, dafür viel Spaß unterwegs. Danach belohnten wir uns mit Cappuccino und Kuchen im “Tankstellen-Café” ganz in der Nähe des Hotels, das uns mit seiner Quantität und Qualität an Speisen, Getränke und Service sehr positiv überrascht hat. 

Nach einem 4-gängigen Abendmenü wurden wir von Denis in einem unterhaltsamen Vortrag in die Geschichte des Trailrunnings eingeführt und danach fiel ich müde ins Bett.

Noch mehr Schnee und kein Gipfel in Sicht

Am dritten Tag starteten wir alle gemeinsam in Richtung Monte Baldo und mit zunehmender Strecke wurden fast automatisch wieder in etwa dieselben Gruppen gebildet wie am Vortag. Jeder konnte dort mitlaufen, wo er sich wohl fühlte. Mit zunehmender Höhe wechselte der Regen in Schnee und nach etwa 1200 hm machten wir eine Pause um alles anzuziehen, was wir dabei hatten. Dass es der Monte Baldo mit rund 2200 Metern Höhe heute nichts wird, zumindestens für mich nicht, war mir bald klar. Trotzdem ging es weiter, doch auf ca. 1700 Metern Seehöhe, als uns der Schnee schon eher bis zum Knie als bis zum Knöchel reichte, der Wind eisig blies und alles rund um uns nur noch weiß war, kehrten wir um.

Der Downhill machte dann umso mehr Spaß, ein paar harmlose Ausrutscher inklusive. Unser Guide Jonas verriet uns dabei seine Tricks, die wir auf einem anspruchsvollen Bike Trail gleich ausprobieren konnten.

Eine coole Truppe 🙂

Auch dieser Tag wurde mit Kuchen belohnt, auffällig war jedoch, dass am letzten Nachmittag bzw. Abend der Cappuccino schon öfters durch ein kleines Bier ersetzt wurde. 😉  

Nach dem Abendessen stand ein Vortrag über den UTMB von Till (Teilnehmer) und Jonas (Betreuer) am Programm. Es war unglaublich faszinierend, ihre Erfahrungen zu hören!

Mit tollen neuen Erfahrungen im Gepäck nach Hause

Tag 4: Weckerklingeln, Blick aus dem Fenster: Regen, Wind, ungemütlich. Sollten wir den kurzen Lauf zur Kapelle “Santa Barbara” wirklich mitmachen, sodass nochmals alles nass und das Auschecken danach stressig wird? Oder lieber gemütlich frühstücken und danach ohne Hektik abreisen? Wir hatten uns kurzerhand für zweiteres entschieden und waren sehr froh darüber. Somit machte sich die Truppe ohne uns das letzte Mal auf, während wir zum Abschied winkten und uns schon freuten, den einen oder die andere irgendwo auf den Trails einmal wieder zu treffen!

Trailrunning Camp am Gardasee: Fazit

Ein Trailrunning Camp mitzumachen, kann ich auf jeden Fall sehr empfehlen. Für mich war es das erste, daher fehlt mir der Vergleich, ich war jedoch vollkommen zufrieden. Super kompetente Guides, unkomplizierter Aufbau nach dem Motto “nichts müssen, alles können”, ein nettes Hotel mit einem leckeren Frühstücksbuffet und Abendessen und vor allem inspirierende, tolle Menschen, mit denen man sich gleich irgendwie verbunden fühlt. Und dazu natürlich der Gardasee, der sogar bei Schnee seinen Reiz hat! Und der Aperol schmeckt dort bei jedem Wetter besonders gut! 😉

Alles in allem ein super Kurzurlaub, der sich voll und ganz um die eigene Leidenschaft dreht. Da waren einige Pulsmomente dabei! 🙂 

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