In Linz beginnt’s…
Schon im Jänner hab ich mir überlegt, meine Wettbewerbssaison 2018 in einer für mich noch recht unbekannten Stadt zu starten. Bei einem Vortrag zum Thema „Ernährung im Wettkampf“, veranstaltet vom Wemove Runningstore in Wien, wurde so voller Begeisterung vom Halbmarathon in Linz gesprochen, dass ich sofort angesteckt wurde. So ist die Wahl für den Beginn der Laufsaison auf die Landeshauptstadt Oberösterreichs gefallen.
Bis es dann so weit war, vergingen ein paar Monate, die ich – logischerweise – zum Trainieren nutzte. Da sich gegen Ende dieser Monate mein Leben allerdings von Grund auf änderte (neuer Job, neuer Wohnort, neue Wohnung, etc.) war ich nicht nur auf das Training konzentriert, sondern hatte tausend organisatorische Dinge im Kopf. Obwohl ich den Trainingsplan so gut es ging einhielt, habe ich erstmals gemerkt, dass Laufen alleine nicht ausreicht, sondern auch der mentale Fokus in der Vorbereitung wichtig ist bzw. wäre.
Somit fühlte ich mich nicht wirklich vorbereitet, als ich mich am Samstag mittags mit meinem vollbeladenen Auto von Wien nach Linz aufmachte. Der Großteil meiner Habseligkeiten wurde schon eine Woche vorher übersiedelt. Ich hatte jetzt „nur“ noch den (ziemlichen großen) Rest in meinem (ziemlich kleinen) Auto mit. Zum Glück konnte ich etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt noch mein Bett verkaufen, das hätte sonst am Dach mitfahren müssen. Was auf einem Ford Fiesta wohl eher unrealistisch ist.
Mein Ziel war das Montagehotel Business & City, das ich jederzeit wieder buchen würde. Nicht nur wegen der sehr praktischen Lage nahe der A7, die selbst am „Marathon-Sonntag“ eine unkomplizierte Abreise ermöglicht. Das ist bei einem Hotel mitten in der Stadt aufgrund der zahlreichen Straßensperren nicht immer der Fall. Sondern vor allem auch wegen der sehr freundlichen und entgegenkommenden Rezeptionistin: Ich durfte am Sonntag das Zimmer bis 13 Uhr behalten, sodass ich nach dem Lauf nicht die öffentliche Dusche nutzen musste.
Die Marathon-Messe in der TipsArena Linz, wo auch die Startnummer zu holen war, erreichte ich nach einem etwa 45-minütigen Spaziergang, bei dem ich schnell merkte, dass es ziemlich warm war. Darauf musste ich mich auch für den morgigen Halbmarathon einstellen.
Nach einem Bummel durch die wirklich schöne Altstadt von Linz gönnte ich mir noch eine Pizza und ein alkoholfreies Bier. Meine Kohlenhydratspeicher sollten schließlich ausreichend gefüllt sein 🙂
Zurück im Hotel ging es für mich bald ins Bett. Ich war ziemlich müde vom Stress der vergangenen Tage und außerdem war mein Wecker auf 06:30 Uhr gestellt.
In Linz is‘ nett…
Geschlafen habe ich gut und ich war froh, dass ich mich ziemlich fit fühlte, als ich am Morgen die Augen öffnete. Mein Frühstück, das ich mir am Vortag noch gekauft hatte, gönnte ich mir im Bett. So ein Hotelaufenthalt musste schließlich ausgekostet werden. Als ich meine Sachen gepackt hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten Bewerb des Jahres.
Die Kleiderbeutel waren im Brucknerhaus abzugeben. Auf dem Fußmarsch von etwa 2 Kilometern dorthin, der für mich gleichzeitig das Aufwärmprogramm war, traf ich zwei Steirer, die ebenfalls zum ersten Mal hier waren. Gemeinsam und mit Unterstützung von Google Maps suchten wir unser Ziel, das leicht zu finden war. Obwohl es von LäuferInnen nur so wimmelte, Polizisten die Straßen sperrten, Angehörige beim Umziehen halfen, Laufgruppen ihre Aufwärmübungen machten, gegessen, getrunken und gelacht wurde, war die Stimmung rund um das Brucknerhaus sehr angenehm, von Hektik keine Spur.
Die Kleiderabgabe funktionierte reibungslos und weil es draußen doch noch etwas frisch war, war ich froh, dass drinnen mehr als genug Platz zum Warten war. Außerdem gab es ungewöhnlich viele Toiletten, was jedE zu schätzen weiß, die schon einmal an einem Lauf-Wettbewerb teilgenommen hat und sich in endlosen Schlangen einreihen musste.
Irgendwann war es dann doch an der Zeit, in den Startbereich zu gehen. Dort waren die LäuferInnen bestens gelaunt. Obwohl ich aufgrund einer Verletzung meiner Freundin alleine am Start stand, fühlte ich mich keineswegs einsam.
Obwohl ich es mittlerweile schon wissen müsste, bin ich von der Freundlichkeit, Offenheit und dem Humor unter LäuferInnen immer wieder begeistert. Man gibt sich gegenseitig mehr oder weniger ernst gemeinte letzte Tipps. Man beruhigt sich, sollte einen doch die Aufregung gepackt haben. Man wünscht sich gegenseitig alles Gute. In der Elite-Liga ist das sicherlich anders, aber für die Masse ist die Teilnahme an einem (Halb-)Marathon doch vordergründig ein Kampf gegen sich selbst. Ein Kampf, bei dem man von Gleichgesinnten begleitet wird. Am Ende zählt nicht der Rang, sondern die Zeit. Auf dem Papier sind die anderen vielleicht KonkurrentInnen. Beim Laufen ist man jedoch eine große Gruppe, in der jede/r sein/ihr eigenes Ziel verfolgt. Um sich das zu erleichtern, unterhält man sich, blödelt miteinander, muntert sich auf, wenn man einmal einbrechen sollte.
In Linz läuft’s…
Lange dauerte es nicht und das obligatorische „Von-10-Herunterzählen“ begann. Der Startschuss für den Marathon und den Halbmarathon Linz fiel und ich lief los. Die ersten Schritte noch etwas zaghaft, fühlte ich mich bald immer wohler. Wenn ich jetzt sage, dass ich mir keine besonderen Ziele gesetzt habe, stimmt das nur zum Teil. Einerseits wollte ich den Lauf einfach genießen, ohne Druck. Davon hatte ich in den letzten Wochen genug gespürt. Andererseits – und ich glaube nicht, dass es da irgendeiner/m Starter/in anderes geht – wollte ich natürlich eine Zeit erreichen, mit der ich für meine Verhältnisse zufrieden sein konnte. Ganz ohne diesen Ehrgeiz meldet man sich wahrscheinlich auch gar nicht bei so einem Bewerb an
Ich vereinte schließlich beides: Genießen und „Schinden“. Linz ist viel schöner, als ich es vermutet hatte. Die Strecke war abwechslungsreich. Die ZuschauerInnen, von denen es überall sehr viele gab, waren bestens gelaunt und feuerten uns ordentlich an. Somit gab es für mich viel zu sehen und die Zeit verging recht schnell. Mit zunehmender Zeit stieg jedoch auch die Temperatur und obwohl ich die Labestationen nutzte, hatte ich etwa bei Kilometer 15 das Gefühl, demnächst zu verdursten. „Da vorne bin ich letztes Jahr eingegangen“ hörte ich den Mann neben mir zu seinem Nachbarn sagen. Sehr aufmunternd. Mein Mund fühlte sich an wie die Sahara und mein Kopf glühte schon ein bisschen. Auch der Asphalt reflektiere die Hitze der Sonne schon ziemlich stark. Ich kämpfte mich weiter.
Und so schnell wie dieser kleine „Einbruch“ kam, war er auch wieder weg. Die nächste Labestation kam, mein Durst verging. Schatten kam, die Hitze verging. Kilometerschilder kamen, die Zeit verging.
„Geht schon, Theresa“ rief plötzlich ein kleines blondes Mädchen. Konzentriert blickte es auf meine Startnummer, auf der mein Name in großen Buchstaben geschrieben stand. Das Mädchen dachte sich wahrscheinlich nicht viel dabei. Aber mir gab das in diesem Moment so viel Motivation und ich glaube ich strahlte über’s ganze Gesicht. Ein wahrer PULSmoment.
Mit zunehmender Zeit wagte ich immer öfter einen Blick auf die Uhr, den ich anfangs streng vermied. Ich war gar nicht so schlecht unterwegs. Das spornte mich an. Mein Ehrgeiz wurde größer. Die letzten Kilometer kannte ich schon vom Spaziergang am Vortag und ich entschied, nun doch alles zu geben. Das Anfeuern der ZuschauerInnen gab mir einen weiteren Energieschub. Da sah ich das Ziel vor mir. Die Straße wurde immer noch voller und bunter. Plakate, Luftballons und Applaus empfingen die LäuferInnen. Die Musik aus dem Zielbereich wurde immer lauter und da war sie, die heiß ersehnte Ziellinie. Ich hatte es geschafft! Und mit meiner Zeit von 1 Stunde 54 Minuten 06 Sekunden war ich recht zufrieden.
Das alkoholfreie Bier rief schon nach mir, außerdem gab es Kuchen, Obst und Gasteiner Elements. Alles eingesammelt machte ich es mir auf dem Boden bequem und genoss den Trubel. Freudige Gesichter rund um mich, Gelächter, Umarmungen, stolze „Auf-die-Schulter-Klopfer“. Hier lag viel positive Energie in der Luft.
In Linz endet’s…
Nach einer Weile der Entspannung machte ich mich auf den Rückweg ins Hotel. Das Entgegenkommen des Hotels, mein Zimmer länger als üblich für mich freizuhalten, wollte ich nicht allzu sehr ausnützen. Nach einer Dusche packte ich meine Sachen ins Auto und startete meinen Heimweg.
Linz hat es gut mit mir gemeint und mein erster Wettbewerb für 2018 war nun zu Ende.
Doch nicht nur das: An diesem Wochenende endete für mich einiges: Ich hatte Wien hinter mir gelassen, meinen Job gekündigt und meine WG aufgelöst.
Aber kein Ende ohne neuen Anfang: Voller Spannung blickte ich an diesem Wochenende einem neuen Lebensabschnitt entgegen. Natürlich nicht wissend, was er alles für mich bereithalten würde. Aber auf eines vertraute ich: Es werden viele PULSmomente auf mich warten. 🙂
Ein besonderer ließ nicht lange auf sich warten, der Schwarzach Trail, der bereit 1,5 Monate später stattfand.