Ein Teamausflug mit dem Schwarzach Trail Raceteam zum Welschlauf – einem Marathon entlang der Südsteirischen Weinstraße. So kann die Rennsaison starten 🙂
Es klang sehr verlockend: Der Welschlauf sei mehr als nur ein Laufwettbewerb, er sei ein Familientreffen, ein Wochenende mit Freunden und Gleichgesinnten, dazu eine wunderschöne Landschaft, gut gelaunte Einheimische und ja, natürlich auch ein gutes Gläschen vom namen-gebenden Wein.
Die Vorfreude war groß. Groß war aber auch der Respekt vor der Laufstrecke: 42 km auf Asphalt, immer leicht bergauf und bergab, zu flach um zu gehen, aber eben doch nicht ganz flach. Also sicher sehr anstrengend. Dazu würde es im Mai in der Südsteiermark sicher schon ziemlich warm sein.
Letzteres kam dann doch ein bisschen anders, denn der Wetterbericht sagte Regen und kühle Temperaturen für den Welschlauf voraus.
Nichtsdestotrotz machten wir uns am Freitagnachmittag in bester Stimmung auf und freuten uns auf ein gemeinsames Wochenende.
Ein lustiger Start
Das erste Ziel war Leutschach, wo die Startnummern abzuholen waren. Ein netter kleiner Ort, in dem es vor LäuferInnen nur so wimmelte. Die Ausgabestelle der Startnummern erinnerte eher an ein Weinfest als an einen Laufwettbewerb: Regionale Schmankerl, Weinbar, Live-Musik einer heimischen Tanzlmusi, Bier- und Stehtische. Und dazu gut gelaunte Menschen wohin man sah. Richtig gemütlich 🙂
Wie praktisch, dass es da zur Startnummer neben einem Welschlauf-T-Shirt auch noch einen Gutschein für Brote und ein Getränk gab. Diesen lösten wir gerne ein und genossen die Stimmung dort für eine Weile.
Die perfekte Unterkunft
Danach machten wir uns auf den Weg nach Wies, wo morgen der Start war und wo sich auch unsere Unterkunft befand:
Der Kirchenwirt ist nicht nur wegen seiner zuvorkommenden Gastgebern und der hervorragenden Küche zu empfehlen, sondern auch aufgrund seiner perfekten Lage: Direkt vor der Haustüre ist jedes Jahr der Start oder das Ziel vom Marathon (die Laufrichtung wechselt jedes Jahr).
Das Essen spielt bei einem Laufwettbewerb ja eine große Rolle und wie schon kurz erwähnt, gibt es aus der Kirchenwirt-Küche alles, was das Läuferherz begehrt. Auch für Vegetarier – die Spinatknödel waren ausgezeichnet.
Im Laufe des Abends entschieden wir, dass jeder seine Zeit schätzen musste, die er morgen braucht. Wer von dieser Zeit am weitesten entfernt war, musste die anderen auf eine Runde Getränke einladen. Das Schätzen fiel mir ziemlich schwer und schlussendlich ging ich mit 4 Stunden 24 Minuten die Wette ein. Danach ging es für mich bald ins Bett, morgen wollte ich ja fit sein.
Renntag
Der nächste Morgen begann sehr gemütlich, denn der Start war erst um 10.00 Uhr. So trafen wir uns um 8.00 Uhr zum Frühstück, das ebenso vorzüglich war 😉
Das Wetter war ziemlich bescheiden, grau und regnerisch. Trotzdem war vor dem Hotel schon einiges los – es wurde fleißig aufgebaut, hergerichtet und sogar die Blasmusikkapelle trotzte dem Regen und spielte ein Konzert, was die Stimmung gleich ein wenig aufhellte.
Als ich meinen Kleiderbeutel bei einem LKW abgab, merkte ich, dass es trotz des Regens gar nicht so kalt war. Das bestätigte mich in meinem Vorhaben, “kurz – kurz” zu laufen. Wie gut, dass wir erst gestern Abend überraschenderweise unsere neue Teambekleidung von Salomon für dieses Jahr bekommen hatten und sie somit gleich heute testen konnten.
Ca. 15 Minuten vorm Start waren wir alle bereit und mischten uns unter die kleine feine Menge vor der Haustüre. Es ging ziemlich schnell, bis der Countdown gezählt war und los ging’s.
Beim Weglaufen fühlte ich mich ziemlich wohl. Es ging flach aus dem Ort hinaus und erst nach einigen Minuten kamen wir zur ersten leichten Steigung. Tempo ein bisschen runter und trotzdem flott weiter. Danach ging es leicht bergab, super zu laufen und gleichzeitig eine Erholung. Und dieses Spiel sollte sich nun unzählige Male wiederholen. Ich ging es anfangs etwas “vorsichtig” an, merkte aber mit zunehmender Distanz, dass es besser lief als erwartet, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich fühlte mich gut, konnte die Steigungen lockerer als erwartet hinter mich bringen und genoss das Hinunterlaufen jedesmal.
Das einzige, was sich nicht ganz so gut entwickelte, war das Wetter. Aus dem anfänglichen Nieseln wurde ein Regen und schließlich zeitweise ein regelrechtes Schütten. Dazu windig und kühl, keine so angenehme Kombination. Nach Kilometer 22 schloss ich auf die Teilnehmer vom Halbmarathon auf und die meisten von ihnen hatten Regen- oder zumindest Windjacken an. Durch den späteren Start wussten sie schon, dass das eine kluge Entscheidung ist und ich war fast ein bisschen neidisch.
13 Gemeinden feiern
Aber alles war halb so schlimm, denn selbst diese Umstände konnten die gute Stimmung entlang der Strecke nicht trüben. Der Welschlauf verläuft durch 13 Gemeinden und diese betreuen insgesamt 20 Labestationen. Und das mit vollem Herzblut:
Es gab keine einzige Station, an der man nicht schon von weitem bejubelt wurde, wo es kein Lächeln und kein Anfeuern gab. Von den kleinsten Kindern bis hin zu den Großeltern – es wirkte so, als wäre jeweils das halbe Dorf dabei. Schon einige Meter vor den Labestationen standen Kinder und Erwachsene mit Tabletts und Getränken. “Wasser”, “Iso”, “Oder vielleicht einen Welsch?” wurden uns durch Zurufe angeboten. Viele hatten motivierende Musik laut aufgedreht und vereinzelt gab es sogar Live-Musik. Sie alle trotzten dem Wetter und machten eine so gute Stimmung, dass ich mich teilweise fast getragen fühlte. Ich konnte mein Lächeln gar nicht mehr abstellen. Ich glaube, ich habe überhaupt noch nie so viel gelächelt während einem Wettbewerb 🙂
Auch abseits der Labestationen war die Stimmung super. Immer wieder wurden wird angefeuert und motiviert. “Das freut mich so, dass ihr hier lauft und dabei unsere schöne Gegend kennenlernt” hörte ich von einem älteren Herren, vermutlich einheimisch 😉
In Erinnerung sind mir auch ein paar Buben, die noch im Pyjama waren, aber trotzdem auf der Terrasse standen und eifrig klatschten.
Und auch unter den LäuferInnen gab es keine schlechte Laune, im Gegenteil – alle saßen im gleichen Boot und das spürte man. Anstatt finsterer Gesichter, für die man aufgrund des Wetters durchaus Verständnis gehabt hätte, blickte ich immer in freudige Augen. Der Liebe zum Laufen konnte so ein bisschen Regen nichts anhaben.
Wie ich im Nachhinein feststellte, durfte ich fast 20 Kilometer neben Gerhard laufen, der an diesem Tag seinen 691. (!!) Marathon absolvierte. Einfach unfassbar und wohl eine ganz besondere Liebe zum Laufen.
So verging die Zeit und ich spulte die Kilometer herunter, während ich ständig etwas zu schauen oder hören hatte.
Im Hinterkopf hatte ich auch immer meine geschätzte Zeit von 4:24. Obwohl das alles natürlich nur ein Spiel und völlig unwichtig war, begann es mich immer mehr zu motivieren. Ich merkte, dass ich diese Zeit als ein Art Limit in meinem Kopf hatte, das ich eigentlich nicht überschreiten wollte. Und je weiter ich kam, desto deutlicher wurde, dass sich das relativ leicht ausgehen musste. Schließlich tat es das auch. Das Ziel kam immer näher und ich wusste, dass es das letzte Stück nur noch bergab ging, was mir natürlich sehr zu Gute kam. Ehrenhausen war zum Greifen nahe und die letzten Meter waren gesäumt von Jubel, Klatschen und Zurufen. Ein Pulsmoment.
Feiern mit Freunden
Das Ziel erreichte ich nach 4 Stunden und 14 Minuten, als 54. insgesamt und als 7. Frau, worüber ich mich sehr freute!
Ich hatte vor allem nicht damit gerechnet, so gut gelaunt und problemlos im Ziel anzukommen.
Nach dem Umziehen gingen wir ins große Festzelt im Ort. Ich hatte schon davon gehört, war aber trotzdem überwältigt, als ich es sah. Eine After-Race-Party auf diese Art hatte ich noch nicht erlebt. Schnell waren wir von der Feierlaune angesteckt und stießen auf unsere Leistungen an. Vor allem aber feierten wir, dass wir gemeinsam hier waren. Auch wenn jeder für sich “seinen” Welschlauf absolviert hatte, war es doch ein gemeinsames Erlebnis und eine geteilte Freude. Und das ist es doch, was wirklich zählt.
Gute Stimmung im Bierzelt im Ziel Schön war’s! 🙂
Nachdem der erste Hunger und Durst gestillt waren, fuhren wir zurück ins Quartier, wo wir den Abend noch gemütlich ausklingen ließen.
Gehört zusammen: Medaille vom Welschlauf und ein Glaserl Welsch 😉 Gruppenfoto im Kirchenwirt
Fazit
Denke ich jetzt an den Welschlauf zurück, habe ich vor allem unheimlich herzliche und motivierte Menschen, eine wunderschöne, gut laufbare Strecke und mein eigenes Lächeln während des Laufens im Kopf. Und das bedarf wohl keiner weiteren Bewertung 🙂