Ein Aufwärm-Bewerb am Freitagabend..
… kann auch ziemlich anstrengend sein. Das ist schon mal vorab mein persönliches Fazit vom Söller Zehner , dem ersten Bewerb der 3-tägigen Tour de Tirol .
Aber alles von Anfang an: Schon zu Jahresbeginn haben wir uns für das Wagnis „Tour de Tirol“ entschieden und seit dem war dieses Event eigentlich täglich in meinem Kopf. Nicht nur, dass sich mein kompletter Tages- und Wochenablauf immer stärker nach dem Trainingsplan ausrichtete, auch meine Ernährung, meine Schlafgewohnheiten und meine Freizeitbeschäftigungen passten sich immer mehr daran an. Teilweise ging das ganz von allein – zu mehr Schlaf musste ich mich beispielsweise bald nicht mehr zwingen :), teilweise war es einfach notwendig – etwa eine gezieltere Ernährung vor, während und nach den Trainingseinheiten.
Viel Zeit, die ich davor flexibler und länger mit Freunden und Familie teilen konnte, wurde dem Bewerb untergeordnet. Ich wusste von Anfang an, dass das so kommen würde. Trotzdem würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass es immer einfach war. Es braucht nicht nur eigene Disziplin, sondern auch viel Verständnis und Unterstützung vom sozialen Umfeld, um sich so intensiv auf eine sportliche Herausforderung vorbereiten zu können. Dazu aber ein anderes Mal mehr, denn hier soll der Bewerb im Vordergrund stehen, der mir im wahrsten Sinnen des Wortes nicht nur einmal den Atem raubte:
Ein Ausritt am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Und Aufregung.
Nach einem Morgenausritt auf unserem Isländer, der mich von dem, was mir an diesem Wochenende bevorstand, ein bisschen ablenken sollte, wurde ich gegen Mittag abgeholt, um die Reise nach Söll in Tirol anzutreten.
Gepäck hatte ich mit, als würde ich für zwei Wochen verreisen, aber man weiß ja nie so genau, was man braucht. Welche Schuhe? Welche Jacke? Kurze oder lange Hose oder doch ein Rock? Lang- oder kurzärmeliges T-Shirt? Pinke oder türkise Kompressionsstrümpfe? Die Farbe war natürlich abhängig von der Hosen-Rock-Entscheidung… Außerdem versprach die Wettervorhersage nichts Gutes, also war ich lieber für alles gewappnet.
Von den Regenaussichten ließ ich mich aber nicht verunsichern, dafür war ich zu aufgeregt und gut gelaunt. Außerdem waren heute ohnehin „nur“ 10 km und 330 hm zu bewältigen, das geht doch immer. Angekommen in dem idyllischen Ort bezogen wir unser Zimmer im Hotel Postwirt.
Neben dem sehr freundlichen Personal, dem großzügigen Spa-Bereich und dem Wohlfühl-Ambiente ist es ganz besonders wegen seiner Lage ideal für TeilnehmerInnen der Tour de Tirol, weil es direkt neben dem Startbereich liegt. Das ist vor allem praktisch, wenn es wie in unserem Fall nicht allzu warm ist und man auf dem Weg zum Start nicht auskühlen will. Theoretisch hätten wir unser Bett erst fünf Minuten vorm Startschuss verlassen müssen.
Nachdem wir unsere Startnummern abgeholt und die kleine Expo durchgeschaut hatten, machten wir uns im Zimmer bereit für den Lauf. Ich hatte noch überlegt, ob ich meine Straßen-Laufschuhe anziehen sollte. Das wäre keine gute Idee gewesen, wie ich im Nachhinein festgestellt hatte.
Nun geht die Tour de Tirol wirklich los
Am Start realisierte ich es dann plötzlich erstmals so wirklich: Wofür ich so viele Monate trainiert, Höhen und Tiefen erlebt und worauf ich schon so lange hingefiebert hatte, war nun da.
Es dauerte nicht lange, bis der Countdown gezählt wurde und sich das Starterfeld aus rund 540 Sportbegeisterten in Bewegung setzte. Es war ein bisschen frisch, aber zum Glück regnete es noch nicht. Schon bald ging es einen kleinen Hügel hinauf, an jubelnden Zuschauern vorbei, bis man eine Labestation erreichte. Nach nicht einmal zwei zurückgelegten Kilometern brauche ich das wirklich noch nicht, dachte ich mir. Weiter führte die Strecke auf einem Waldweg relativ flach, über kurze Asphaltpassagen, danach noch einmal ein kleiner Anstieg und zum Schluss die Straße zurück zum Start-/Zielbereich.
Das ganze drei Mal. Sollte kein Problem sein.
War es auch nicht, obwohl auf der dritten Runde Regen und starker Wind meine Begleiter waren. Das war dann nicht mehr so lustig und die eigentlich überschaubaren Höhenmeter waren dann doch ziemlich anstrengend. Da war ich dann auch ganz froh über ein Getränk bei der Labestation. Aber es ging alles gut und das Ganze verlief relativ „kurz und schmerzlos“ und selbst als es schon wirklich stark regnete, waren noch Zuschauer am Wegrand und motivierten uns mit ihren Zurufen.
Nach 54 Minuten erreichte ich das Ziel und war damit recht zufrieden. Völlig auspowern wollte ich mich angesichts des Kaisermarathons am nächsten und des Pölven Trails am übernächsten Tag noch nicht. Nach einer heißen Dusche gab es noch Pizza und Lasagne und ein alkoholfreies Bier zum Abendessen im Ristorante Giovanni und dann schnell ein Bett.
Ich war froh, dass der erste Teil geschafft war und hatte trotzdem ein mulmiges Gefühl wegen dem, was noch vor mir lag. Es war der erste dreitägige Bewerb für mich und ich wusste nicht, wie mein Körper darauf reagieren würde. Mit diesem Gefühl schlief ich irgendwann ein und vermutlich träumte ich von der langen Strecke, die auf mich wartete. Genau weiß ich das aber nicht mehr.
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