Ein paar Tage sind nun schon vergangen. Und trotzdem ist die Absage der adidas INFINITE TRAILS World Championships noch in vieler Munde. Dabei wird häufig nicht vom Vertical Open am Freitag gesprochen, welches nicht abgesagt wurde. Ich bin jedoch der Ansicht, dass dieser Bewerb sehr wohl einen Beitrag verdient hat:
Von der Alpenarena in Bad Hofgastein auf den Stubnerkogel in Bad Gastein. Das war der Weg des Vertical Open im Rahmen der Prämiere der adidas INFINITE TRAILS World Championships 2018 in Gastein.
Als Einheimische wusste ich genau, was auf mich zu kommt. Und trotzdem war ich völlig überrascht und überwältigt von dem, was ich auf dieser Strecke erlebte.
Nervös? Und wie!
Schon als ich am Freitag aufwachte, war ich aufgeregt. Obwohl ich schon an einigen Bewerben teilgenommen hatte, war dieses Wochenende ein ganz besonderes für mich. Nicht nur, dass ICH an einer Team-Trailrunning-Weltmeiserschaft teilnehmen würde. Ich war bei diesem Event erstmals auch auf organisatorischer Seite involviert, indem ich mich Wochen zuvor um die Anmeldung und Einteilung der rund 300 freiwilligen HelferInnen gekümmert hatte. Dadurch hatte ich natürlich einen ganz anderen Blick auf die Veranstaltung. Ich durfte erfahren, was sich hinter den Kulissen abspielte und erkannte, mit wie viel Leidenschaft, Motivation und Liebe von den Verantwortlichen alles bis ins kleinste Detail geplant, ausgetüftelt und organisiert wurde.
Und natürlich war ich auch ein bisschen unter Anspannung, wenn ich an meinen Teil der Vorbereitungen dachte: Würden tatsächlich alle Streckenposten ihre Position finden? Gibt es genug Ersatzpersonen, falls jemand kurzfristig ausfällt?
Aber als wir die Startnummern am Freitagnachmittag abholten und die Registrierung mit vielen motivierten HelferInnen besetzt war, die alle ihren Volunteers-Ausweis umgehängt hatten, war ich schon beruhigt 🙂
Jetzt geht es endlich los
Nach einer kurzen Kaffeepause machte ich mich mit meinem Team schließlich auf in die Alpenarena, wo nach der Kleiderbeutel-Abgabe unsere Pflichtausrüstung sehr genau kontrolliert wurde. Stirnlampe, lange Hose, Erste-Hilfe-Set, Handschuhe, etc. – alles dabei. Erstaunlich, dass das alles tatsächlich in den doch recht kleinen Rucksack passt.
In der eingezäunten Arena wurde ich gleich noch nervöser: Getrennt von ZuschauerInnen, umgeben von leuchtenden LED-Banden, Kamerateams und Fotografen in allen Ecken. Und überall begeisterte Gesichter, die zeigten, dass alle bereit waren. Bereit, am Vertical Open im Rahmen der ersten Team-Trailrunning-Weltmeisterschaften in Gastein teilzunehmen. Von Wolken, Wind und Regentropfen ließ sich keiner die Motivation nehmen. Nach dem ausführlichen Racebriefing machten sich langsam alle in Richtung Startlinie auf. Ich war plötzlich ganz automatisch in einer der hinteren Reihen, was mich keineswegs störte. Somit konnten mich wenigstens nicht mehr so viele überholen 😉
Hoher Puls? Kein Wunder bei dieser Stimmung!
Mein Puls lag bei 112 – ein anschaulicher Beweis für meine Nervosität. Aber auch für meine Vorfreude. Meine Familie stand an der Bande und kurz nach einem letzten Zuwinken und Daumendrücken wurde auch schon der Countdown gezählt. Diesmal gab es keine Gefahr, dass ich den Start übersehen könnte, so wie bei meinem letzten Bewerb 🙂
Die bunte Menge vor mir setzte sich in Bewegung. Freunde, Familien und Fans jubelten. Uhren wurden auf „Start“ gedrückt. Und auch ich begann meinen Lauf. Ich ließ mich von der Menge mitreißen, allerdings hielt das nicht lange an. Bald wurde der Abstand größer und ich wartete tatsächlich nur noch darauf, auch noch vom letzten Läufer überholt zu werden. Mein Puls war zu hoch. Und der Weg war lang. Das flache Laufen bis nach Bad Bruck hatte ich schon im Vorhinein gefürchtet. Aber negative Gedanken konnte ich jetzt nicht brauchen. Ich bin hier daheim. Eine meiner alltäglichen Laufstrecken ist gerade Austragungsort eines internationalen Bewerbs. Ich hetze gerade den weltbesten TrailrunnerInnen hinterher. Da war es nur logisch, dass ich nicht gerade zu den Schnellsten gehöre.
So, ich hatte mich wieder gefangen. Bald war die erste Brücke erreicht und Einheimische jubelten mir zu. Weiter ging es in Richtung Badesee und dort warteten die nächsten Bekannten, die mir meinen Namen zuriefen, klatschten und mich anfeuerten, darunter auch wieder meine Familie. Mein Puls schoss noch weiter in die Höhe und ich musste mich bemühen, ordentlich Luft zu bekommen, so überwältigt war ich von dieser Unterstützung.
Ich glaube, dass vielen ZuschauerInnen gar nicht bewusst ist, was sie mit ihrem Anfeuern bewegen können. Sogar mir selbst war nicht ganz bewusst, was es in mir auslösen kann, wenn ich in so viele bekannte Gesichter entlang der Strecke blicke und deren Begeisterung direkt spüren kann. Der Energieschub war derartig groß, dass ich beinahe nicht damit umgehen konnte. Ich war fast froh, dass der Weg nun einige Meter durch die Au verlief, wo keine ZuschauerInnen waren. Hier konnte ich mich wieder etwas beruhigen. Aber bis zum nächsten PULSmoment dauerte es nicht lange.
DANKE
Es würde diesen Beitrag sprengen, jede Situation zu beschreiben, die meinen Puls höher schlagen ließ: Meine Nachbarin gab ein Hupkonzert entlang der Strecke zum Besten. Verwandte jubelten mir aus ihren Wohnungen zu. Der Wirt von einem meiner Lieblingslokale winkte von der Terrasse zu. Gefühlte 500 Mal hörte ich meinen Namen rufen und blickte in mindestens doppelt so viele strahlende Augen. Es war einzigartig. Mein kleiner Großcousin klatschte mit mir auf dem Weg nach Böckstein ein. Meine Tanten arbeiteten an der Labestation mit und versorgten mich bestens. Mein Nachbar lief mit mir die ersten Meter den steilen Anstieg Richtung Böckfeldalm hinauf. Meine Mama und Schwester waren nicht nur am Start eine großartige Stütze, sondern auch auf der Strecke war ich immer wieder freudig überrascht, als ich sie sah.
Ich nutze die Gelegenheit hier, um euch allen DANKE zu sagen. DANKE für diese vielen PULSmomente, die ihr mir und den anderen LäuferInnen mit eurem Einsatz beschert habt.
Ich war sehr froh, als es in Böckstein dann richtig BERGAUF ging, weil mein Puls dann bald BERGAB ging 🙂
Ich fand einen guten Rhythmus und überholte etwa 10 MitstreiterInnen auf dem Weg zur Zittraueralm. Die negativen Gedanken vom Anfang, wo ich tatsächlich dachte, ich würde es nicht schaffen, waren komplett weg. Ich war bester Laune. Das Wetter präsentierte alles, was es zu bieten hatte: Wind, Regentropfen, weiter oben plötzlich Schneeflocken, überm Graukogel aber blauer Himmel und sogar die Sonne blickte immer wieder durch.
Während des Rennens wurde das Ziel des Vertical Open von der Berg- auf die Mittelstation verlegt, weil der Wind oben zu stark war. Ich war nicht beleidigt, weil ich mir meine Kräfte ohnehin auf Sonntag sparen wollte. (Nachtrag: Zu diesem Zeitpunkt dachte ich schließlich noch, dass in etwa 36 Stunden ein Weg von 57 km und 3400 hm vor mir lag.)
Im Ziel wurden die TeilnehmerInnen vom Racedirector höchstpersönlich empfangen und dann ging es mit der Gondel hinauf zur Bergstation. Umziehen, ein cooles Handtuch von adidas abholen, Cola trinken, Nüsse essen und in die Schlange einreihen, um Spaghetti mit Fleischsoße und ein alkoholfreies Weizen in Empfang zu nehmen. Das waren meine nächsten Schritte. Dank bester Organisation verlief alles reibungslos und bald saß ich gemütlich und angenehm müde mit meinen Teamkollegen am Tisch.
Nachdem wir satt und zufrieden waren, ging es mit der Stubnerkogelbahn wieder hinunter ins Tal.
Krönender Abschluss war noch ein Besuch mit meinem Team im Hexenhäusl, wo die Gruppe Gastein ihre neue CD präsentierte. Meine Familie war dort, um meine Schwester auf der Bühne zu feiern – das wollte ich mir nicht entgehen lassen! 😉
Wieder supertoll ge-und beschrieben Theresa👍
Ich finde es echt klasse von dir das du uns an deinen Laufmomenten so teilhaben läßt…hab schon sehnsüchtig darauf gewartet…Danke
Bis zum nächsten bewegten Pulsmoment alles Gute für dich….
Glg.Erika
Danke Erika!! Ich werde mich bemühen, den nächsten PULSmoment so bald wie möglich zu beschreiben… 🙂
Der nächste Bewerb wartet schon… 😉
GLG Theresa