Zieleinlauf Tag 3: Der Angespannteste
Obwohl mir gestern noch empfohlen wurde, mein Knie zu tapen, verzichtete ich darauf, weil ich fast schmerzfrei zum Start ging. Dass ich darauf hören hätte sollen, merkte ich nach etwa zwei Kilometern, als der Schmerz wieder kam. Aber ich verdrängte es so gut wie möglich und das schaffte ich auch ziemlich lange. Daneben hatte der Weg zum dritten Zieleinlauf einige weitere Hürden zu bieten:
Es war starker Regen am Morgen angesagt, weshalb der Start eine Stunde nach hinten verlegt wurde und somit erst um 09:00 Uhr war. Zum Glück beschränkte es sich großteils auf Nebel und leichtes Nieseln. Die Trails waren trotzdem ziemlich nass und gatschig, dementsprechend oft rutschte jemand aus. Es war viel Konzentration gefragt, aber für Petra und mich ging es bis zur ersten Labestation gut voran. Dort füllten wir zu „Hulapalu“ unsere Trinkblasen auf und liefen einige flache Kilometer weiter, bevor ein nächster ziemlich steiler Anstieg wartete.
Die Regenfälle in der Nacht hatten einen Teil der Strecke weggerissen. Obwohl der Abschnitt am Morgen bestens gesichert war, ließ es sich der Streckenchef nicht nehmen, genau dort auf uns alle zu warten und zu achten, dass wir alle heil hinüber kamen. Nach 26 Kilometern freuten wir uns schon sehr auf die zweite Labestation und die heiße Kartoffelsuppe war bei der Kälte und Nässe genau das richtige. An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass die Teams der Labestationen unglaublich freundlich waren, immer für Aufmunterung sorgten und uns hilfsbereit zur Seite standen. DANKE an euch!
Der anschließende Downhill führte teils über extrem rutschige Wiesen, wo ein Teilnehmer leider ausrutschte und vom Rettungsdienst geholt werden musste. Auch ich landete einmal auf meinem Rücken, zum Glück aber unverletzt. Trotzdem schlug sich die Anstrengung schon ein bisschen auf mein Gemüt. Nicht nur, dass mein Knie weh tat und es körperlich schön langsam ganz einfach „zach“ wurde; es war auch die geistige Anstrengung, die jetzt schon immer deutlicher zu spüren war. Damit musste ich erst umgehen lernen. Als ob sie es gespürt hatte, drückte mich Petra plötzlich fest und meinte, dass es nicht mehr weit sei. Schon konnte ich meine Tränen leichter wegblinzeln und es ging wieder besser vorwärts.
Trotz der Anspannungen hatten wir an diesem Tag auch einige lustige Unterhaltungen. Schön langsam lernten wir uns alle besser kennen und die gemeinsamen Höhen und Tiefen schweißten zusammen.
„Wie viele Kilometer sind wir jetzt insgesamt schon gelaufen?“ fragte ich Petra irgendwann. Einige Zeit herrschte Stille. Beide versuchten wir sie im Kopf zusammenzurechnen. Bald stand jedoch fest: „Wir nehmen am Abend den Taschenrechner“. Der Kopf funktionierte wirklich nicht mehr so gut. „Herr, lass Hirn regnen“ lautete unser Stoßgebet im Anschluss.
Statt Hirn vielen immer wieder Regentropfen vom Himmel. Trotzdem hatten wir es besser erwischt als befürchtet.
Als wir Landeck nach 40 km, 2000 hm bergauf und 2500 hm bergab erreichten, war ich zwar sehr erleichtert, ganz konnte ich meine Anspannung jedoch nicht ablegen.
Mit dem Shuttle ging es eine halbstündige Fahrt ins Hotel in Imst und nach einer schnellen Dusche schon wieder retour. Die Pastaparty schafften wir nicht mehr, dafür war alles zu knapp. Die Physioeinheit zum Glück schon. Als ich wegen meiner Schmerzen jammerte, wurde ich ermahnt, morgen tatsächlich tapen zu kommen 🙂
Nach einem späten Essen im Hotel ging es so schnell wir möglich ins Bett. Morgen stand uns mit rund 47 km und 2900 hm die härteste Etappe bevor.
In der Nacht träumte ich vier Mal, das morgige Ziel bereits erreicht zu haben.
Ob ich wohl nervös war? 🙂
Zieleinlauf 4: Der Ersehnteste
Zieleinlauf 5: Der Ungewöhnlichste
Zieleinlauf 6: Der Härteste
Zieleinlauf 7: Der Lustigste
Zieleinlauf 8: Der Emotionalste
2 Antworten auf „Transalpine Run 2019 – Etappe 3“