8 Tage, 4 Länder, 2 Läufer, 1 Traum – 270 km und 16000 hm über die Alpen. Das sind die „Hardfacts“ des Transalpine Runs. Ein Bewerb, der wohl zu den härtesten und emotionalsten im Trailrunning Bereich zählt. Ich hatte das Glück, den Transalpine Run 2019 mitzuerleben und zu finishen. Mit der besten Teampartnerin, die man sich wünschen kann.
„Wie wäre es, wenn wir uns beim Transalpine Run anmelden?“ Ich kann mich noch genau daran erinnern, als mir Petra diese Frage vor ziemlich genau 2 Jahren stellte. Damals verhalf sie mir beim Wachau Halbmarathon endlich die 2 Stunden-Grenze zu knacken.
Viele viele Laufkilometer später haben wir es dann gewagt und uns tatsächlich angemeldet. Startnummer 42 zeigt schon, dass wir eines der ersten Teams waren. Zu groß unsere Aufregung, keinen Platz zu erwischen.
Mittlerweile ist UNSER Transalpine Run schon wieder Vergangenheit. Zumindest zeitlich gesehen. In meinem Kopf ist er immer noch sehr gegenwärtig und wird das vermutlich auch noch eine Weile sein. Und ja, auch körperlich merke ich es selbst jetzt nach einem guten Monat immer noch ein bisschen. Alles ist irgendeine Mischung aus Zufriedenheit, Energielosigkeit, Motivation für Neues, Stolz und Unfassbarkeit.
Acht Zieleinläufe, jeder für sich ganz besonders. Und diese möchte ich hier ein bisschen genauer beschreiben:
Zieleinlauf Tag 1: Der Flotte
Flott deshalb, weil die letzten 5 Kilometer bergab gingen und sehr gut zu laufen waren. Außerdem zog es am Himmel schon ziemlich zu, sodass wir das Ziel sobald wie möglich erreichen wollten.
Begonnen hatte dieser Tag mit viel Aufregung: Wir konnten es nicht fassen, dass wir nun selbst tatsächlich bei dem Lauf an der Startlinien standen, von dem wir so lange geträumt hatten. Und auf den wir uns auch wirklich lange und intensiv vorbereitet hatten.
Seit unserer Anmeldung kreiste der Transalpine Run ständig in meinem Kopf, manchmal mehr, manchmal weniger. Aber es verging wohl kein Tag, an dem ich gar nicht daran gedacht hatte. Und jetzt standen wir selbst da.
Nichtsahnend, was hier wirklich auf uns zukommen würde.
Ein bisschen ahnend, wie großartig das Gefühl beim Erreichen des Zieles sein würde. Ahnend, dass wir die nächsten Tage nur gemeinsam schaffen konnten.
Das macht den Transalpine Run wohl so besonders: Alle Höhen und Tiefen – geographisch und metaphorisch – werden gemeinsam bewältigt. Das Zusammenspiel im Team ist somit wesentlich für das erfolgreiche Finishen.
Vielleicht ist es mir als Soziologin ein bisschen eingepflanzt, aber ich fand es unheimlich spannend, wie sich die einzelnen Teams während dieser acht Tage verhielten. Einige liefen ständig getrennt und warteten nur vor der nächsten Kontrollstelle aufeinander, andere schlossen sich zu kleinen Gruppen aus mehreren Teams zusammen. Viele hatten unheimlich viel Spaß, andere redeten kaum ein Wort miteinander. Es stellt die Beziehung zwischen zwei Menschen wirklich auf die Probe, so eine intensive Zeit miteinander durchzustehen. Petra und ich waren uns von Anfang an sicher, dass das für uns kein Problem werden würde. Was dann auf 270 Kilometern wirklich passiert, wussten wir aber natürlich auch nicht. Nur eines wussten wir: Wir wollten diese Ziellinie in Sulden unbedingt gemeinsam erreichen.
Der Start in Oberstdorf war super. Als zum ersten Mal in dieser Woche „Highway to Hell“ erklang, konnte ich es immer noch nicht fassen. Der Countdown wurde gezählt, die Menge setzte sich in Bewegung und bei schönstem Wetter, bester Stimmung und unheimlich viel Adrenalin im Körper machten wir uns auf unsere Reise über die Alpen.
Die Strecke war atemberaubend schön und sehr abwechslungsreich. Aufgrund einiger enger Passagen, auf denen das Überholen schwierig war, hatten wir ein angenehmes Tempo. Somit konnten wir unseren Vorsatz, nicht zu schnell zu starten, ohne Probleme einhalten 🙂 Das war bei der Hitze, die im Laufe des Tages immer deutlicher wurde, auch wirklich nötig.
Und genießen – das war der zweite Vorsatz – das taten wir auf jeden Fall auch. Bald kamen wir mit den ersten Teams ins Gespräche, man lernte sich kennen, lachte miteinander. Von einem Engländer, der schon zum 11. Mal (!) am Start war, bekamen wir sogar ein Ständchen vorgesungen. Es herrschte eine angenehme Stimmung – ein Mix aus wenig Hektik, ein bisschen Respekt, viel Motivation und sehr viel Leidenschaft. Der Schrofenpass war der spektakulärste Streckenabschnitt an diesem Tag, was man an den Fotos deutlich erkennt.
Eine erste Probe war die Entfernung der beiden Labestationen. Die rund 17 Kilometer bei ziemlich heißen Temperaturen hatten einige LäuferInnen unterschätzt und das Wasser wurde knapp. Ich sah mich gedanklich schon aus der nächsten Lacke trinken, als wir zum Glück an einer Alm mit einem Brunnen vorbeikamen. Die Wartezeit aufgrund der langen Menschenschlange nahmen wir gerne in Kauf.
Die Etappe zog sich ziemlich, umso erleichterter waren wir, als wir Lech endlich erreichten und in den Ort hinunter liefen. Erste Donner, erste Regentropfen, zum ersten Mal den Zielsprecher im Ohr.
Wir düsten hinunter, bogen um die letzte Kurve und da war er auch schon: Der Zielbogen, auf den ich mich in den kommenden Tagen immer noch mehr freute. Die ersten 40 km und 2300 hm waren geschafft. dann blieben ja nur mehr 230 km 😉
Von insgesamt 15 Teams in der Kategorie Women erreichten wir an diesem Tag den 7. Platz, womit wir mehr als zufrieden waren. Obwohl es uns um keine Zeiten oder Ränge ging, war es doch ein gutes Gefühl, im Mittelfeld zu liegen. Das muss ich zugeben 🙂
Nach einer schnellen Zielverpflegung ging es ins Hotel. Unsere Taschen standen bereit, die warme Dusche war herrlich und der Hunger groß. Um 19 Uhr brachte uns der Hotelchef höchstpersönlich zur Pastaparty, weil es so regnete und er gerade Zeit hatte.
Wie freundlich die Alpenbewohner sind, merkten wir hier zum ersten Mal, aber bei weitem nicht zum letzten Mal. Wir wurden überall mit einer solchen Herzlichkeit empfangen und betreut, dass ich es manchmal kaum fassen konnte. Salat, Lasagne und Kaiserschmarrn stand auf dem Speiseplan, dazu ein alkoholfreies Bier. Zum ersten Mal essen mit allen anderen gemeinsam in einer großen Halle. Zum ersten Mal die Bilder des Tages. Zum ersten Mal Tränen in den Augen beim Video des Tages. Zum ersten Mal mitfeiern beim Siegertanz zu „Stand up for the Champions“.
Und danach zum ersten Mal zur Physiotherapie von Outdoor Physio. Welche Bedeutung diese noch für mich bekommen sollte, ahnte ich an diesem Tag auch noch nicht… 🙂
Zieleinlauf 2: Der Kurze
Zieleinlauf 3: Der Angespannteste
Zieleinlauf 4: Der Ersehnteste
Zieleinlauf 5: Der Ungewöhnlichste
Zieleinlauf 6: Der Härteste
Zieleinlauf 7: Der Lustigste
Zieleinlauf 8: Der Emotionalste
Hey Resi, starke Leistung von euch beiden! Toller Blog, bin gespannt was in Zukunft noch so kommt und freu mich über deine Leidenschaft am Trailrunning.
🤗
Hallo Clemens, vielen Dank für dein Feedback! 🙂 Hoffe dir geht’s gut!